Staffel 4

IAA MOBILITY Visionary Club nimmt Design in den Fokus: „Für eine Revolution braucht es kreative Kraft“

IAA MOBILITY Visionary Club nimmt Design in den Fokus: „Für eine Revolution braucht es kreative Kraft“

Es macht Innovation greif- und nutzbar und ist weit mehr als Styling: In der neuen Staffel des IAA MOBILITY Visionary Club spielt das Design die Hauptrolle. Martin Groschwald, CEO der Beratung Konzepthaus, hat die Staffel mitkonzipiert. Er sagt: Die Mobilitätsbranche muss Designern endlich mehr Verantwortung übertragen. Ein Interview.

Welche Rolle spielt das Design für die Mobilität der Zukunft?

Der Begriff Design steht für zweierlei: für Design als Gesamtkonzept und für das Styling. Beides ist für die Mobilität der Zukunft extrem wichtig. Die Nutzer müssen Fahrzeuge, Apps und alles, was zur Mobilität gehört, so einfach wie möglich verstehen und nutzen können. Das ist entscheidend. Und für gute Nutzbarkeit brauchen wir gutes Design. Dazu kommt der Aspekt der Ästhetik: Wir alle wollen gerne nutzen, was uns gefällt. 

Wird das Design heute noch zu sehr auf Ästhetik reduziert?

Sie spielt immer noch eine große Rolle. Und in vielen Unternehmen wird die Ästhetik am Ende wie eine Hülle über das Produkt gelegt. Bei Firmen, an deren Spitze Designer stehen, merkt man dagegen, dass Design genutzt wird, um die gesamte Marke nach vorne zu treiben. Das umzusetzen ist eine sehr bewusste Entscheidung und es ist in erster Linie eine Entscheidung für den Nutzer. Wirklich designorientiert zu arbeiten bedeutet, sich auf den Nutzer zu konzentrieren.

Muss der Weg in die Zukunft also designgetrieben sein?

Ja, und zwar aus eben diesem ganz bedeutenden Grund: Ein guter Designer stellt immer den Nutzen für den User in den Mittelpunkt. Wie einfach kann ich meinem Nutzer das Leben machen? Das ist die Grundsatzfrage und nicht in erster Linie die der Profitabilität. Und wenn es um die Zukunft der Mobilität geht, zählt ja gerade diese Frage: Hat das wirklich einen Nutzen, hilft uns das, als Menschheit und als Gesellschaft besser zu funktionieren? Das ist die Utopie, die wir erreichen möchten. Zudem ist Design immer noch intuitiv, das ist auch und gerade in einer datengetriebenen Welt wichtig. Daten und künstliche Intelligenz sind ideal, um etwas weiterzuentwickeln, aber eine Revolution bekommen wir so nicht hin. Dafür braucht es kreative Kraft.

Die vierte Staffel des IAA MOBILITY Visionary Club nimmt diese kreative Kraft, das Design, in den Fokus. Sie haben die Staffel entscheidend geprägt. Was war Ihnen dabei wichtig? 

Wir wollen aufzeigen, was das Design weit über das Styling hinaus für das Gesamtgeschäft tun kann. Das Design ist eine der wenigen Abteilungen in einem Unternehmen, die Berührungspunkte mit allen anderen haben.

Was sollen die Zuschauer mitnehmen aus der neuen Staffel?

Sie sollen das Design als essenzielle Business Unit wahrnehmen. Die nicht nur Dinge schön macht, sondern helfen kann, gesamtheitlich ein besseres Produkt zu entwickeln und eine Geschichte zu diesem Produkt zu erzählen. Zudem wollen wir eine Erwartungshaltung an das Design aufbauen. Es muss und wird nicht überall Board Member werden. Aber es sollte als Entscheidungsmacht miteinbezogen werden und sich entsprechend positionieren. Dafür muss aber auch das Design einen Schritt nach vorne machen und mehr Businessverantwortung übernehmen.

Und was erwartet die Zuschauer?

Unter anderem wird Thomas Ingenlath seine Perspektive als Designer und CEO von Polestar teilen. Dann wird es etwa auch darum gehen, warum CEOs und Designverantwortliche manchmal nicht zusammenkommen. Oder um die Frage, was im Design eigentlich gerade passiert, also Trends wie Interior oder HMI, und was namhaften Designern wichtig ist, wo sie hinwollen und was sie dafür brauchen.

Apropos brauchen: Brauchen wir in Zukunft auch eine andere Ausbildung von Designern?

Absolut. Das Grundproblem ist: Es gibt eigentlich keine klassische Designausbildung. Wir haben eine Kunstausbildung. Und Kunst ist nicht kommerziell, anders als Design. Dann hapert es an der Weiterbildung innerhalb der Firmen. Wenn ich eine höhere Anzahl von Designern in entscheidenden Positionen möchte, muss ich sie auch besser ausbilden, sei es mit einem MBA oder intern.

Wenn es um die Zukunft geht: Worauf freuen Sie sich?

In der Mobilität eine designgetriebene Revolution zu erleben. Das wird irgendwann in den nächsten zehn bis 15 Jahren passieren und ich glaube, wenn wir in 25 Jahren zurückblicken, werden wir uns wundern, wie wir heute mobil waren (lacht).

 

Martin Groschwald

Martin Groschwald ist CEO und Mitbegründer der Konzepthaus-Gruppe, einer weltweit tätigen Design- und Innovationsberatung. Er ist spezialisiert auf Mobilitätsdesign und arbeitet international mit führenden OEMs.