IAA MOBILITY Voices

Interview mit Colette Rückert-Hennen (EnBW-Vorständin)

Colette Rückert-Hennen
Member of the EnBW Board of Management

Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG ist mit rund 27.000 Mitarbeiter*innen eines der größten Energieunternehmen in Deutschland und Europa und versorgt rund 5,5 Millionen Kund*innen mit Strom, Gas und Wasser sowie mit Energielösungen und energiewirtschaftlichen Dienstleistungen. Sie betreibt mit mehr als 900 Standorten das größte Schnellladenetz für E-Autos in Deutschland und baut dieses Netz kontinuierlich weiter aus. Mit dem EnBW HyperNetz bietet sie Zugang zu mehr als 400.000 Ladepunkten in Europa. Mit der EnBW mobility+ App finden E-Autofahrer*innen immer einfach die nächste Lademöglichkeit und können über die App auch bequem und kontaktlos bezahlen – zu einheitlichen Tarifen auch im Ausland.

Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG ist mit rund 27.000 Mitarbeiter*innen eines der größten Energieunternehmen in Deutschland und Europa und versorgt rund 5,5 Millionen Kund*innen mit Strom, Gas und Wasser sowie mit Energielösungen und energiewirtschaftlichen Dienstleistungen. Sie betreibt mit mehr als 900 Standorten das größte Schnellladenetz für E-Autos in Deutschland und baut dieses Netz kontinuierlich weiter aus. Mit dem EnBW HyperNetz bietet sie Zugang zu mehr als 400.000 Ladepunkten in Europa. Mit der EnBW mobility+ App finden E-Autofahrer*innen immer einfach die nächste Lademöglichkeit und können über die App auch bequem und kontaktlos bezahlen – zu einheitlichen Tarifen auch im Ausland.

Colette Rückert-Hennen
Member of the EnBW Board of Management

Was bedeutet "Experience Connected Mobility" für Sie?
Eine ganzheitliche Mobilitätslösung erleben, die im Alltag der Menschen Sinn macht und diesen bereichert – ohne Brüche und Umwege in der Nutzung. Damit spricht uns als EnBW das Motto der diesjährigen IAA aus der Seele. Denn es beschreibt das, was für uns als Betreiberin des größten Schnellladenetzes in Deutschland und führende E-Mobilitätsanbieterin den Keim für den Erfolg bildet: Mit den Kund*innen und ihren Bedürfnissen im Zentrum braucht es eine kluge digitale Vernetzung von Mobilitätslösungen, Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur. Denn E-Mobilität funktioniert im Alltag anders als das Verbrennerfahren. Man lädt nebenher – ob zuhause an der eigenen Wallbox oder nebenher an einer Schnellladestation. Dafür müssen die verschiedenen Teilelemente nahtlos ineinandergreifen.

Was erhoffen Sie sich für die IAA MOBILITY 2023?
Nicht weniger als die gemeinsame Gestaltung des Durchbruchs: Über E-Mobilität reden wir schon lange, jetzt sind wir in der heißen Phase des Wandels. Konzepte, Strategien und Visionen müssen zu konkreten Kundenerlebnissen werden. Die Fahrzeuge, die die Hersteller heute hier vorstellen sind morgen schon auf der Straße und gesellen sich zu den mittlerweile mehr als 1 Millionen zugelassenen E-Autos. Dabei müssen wir E-Mobilität als Gesamtsystem sehen und behandeln. Hier sind digitale Lösungen und Schnittstellen die Antwort. Sie ermöglichen die Interaktion zwischen Fahrzeug, Apps, E-Mobilitätsanbieter und Ladeinfrastrukturbetreiber. Im Dialog mit unseren Partnern ergibt sich wir daraus eine ganzheitliche, kundenzentrierte und nachhaltigere Mobilität.

Welches wesentliche Zukunftsthema wird in der Öffentlichkeit zu wenig beachtet?
Das Schnellladen im öffentlichen Raum. Denn nicht das Laden bestimmt den Takt des Lebens der Menschen, sondern ihr Alltag gibt vor, wie und wo sie am besten laden. Das funktioniert im öffentlichen Raum nur mit dem Schnellladen. Das haben wir bereits 2016 verstanden und das ist die Vorgabe, der wir konsequent beim Ladeinfrastrukturausbau folgen: Zum Alltag bei einer Langstreckenfahrt gehört, dass man nach ein paar Hundert Kilometern eine Rast macht, etwas isst oder sich die Füße vertritt. Nun lädt man an einem unserer Fernverkehrsladestandorten nebenher sein Fahrzeug auf. Finden und auf der Reiseroute berücksichtigen lassen sich diese einfach über die EnBW mobility+ App, die damit das Nutzungserlebnis abrundet. Zu unserer Lebenswelt gehört auch der Wocheneinkauf: Wer zuhause keine Wallbox hat, kann so problemlos an einem unserer vielen Schnelllader im Einzelhandel nebenher sein Auto für die nächsten ein, zwei Wochen aufladen – sei es bei REWE, hagebau, dm, und so weiter. Deshalb sind unsere vielen Partner im Einzelhandel beim Ausbau der Ladeinfrastruktur so wichtig für uns und deshalb setzen wir hier auf so vielseitige Partnerschaften. Und auch diese Standorte finden sich in unserer App. Auch die Autohersteller setzen zunehmend auf immer schnelleres Laden und rüsten die Fahrzeuge entsprechend aus. Gleichzeitig berücksichtigen wir beim Ausbau das, was den Kund*innen vor Ort während des kurzen Aufenthalts einen Mehrwert bietet, sofern dies nicht durch die lokalen Gegebenheiten verfügbar ist: sei es etwa ein Automatenshop von REWE Lekkerland an unserem Schnellladestandort in Bispingen oder eine Reinigungsmöglichkeit für das Fahrzeug am Standort Großburgwedel. Nebenher sorgt das Schnellladen zudem dafür, dass wir die Republik nicht bis 2030 mit 1 Millionen Ladepunkten zupflastern müssen. Wir brauchen stattdessen 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte. Die bieten allerdings insgesamt eine rund doppelt so hohe Gesamtleistung wie die 1 Millionen vor allem langsameren Ladepunkte. Unser Schnellladeangebot entwickeln wir dabei kontinuierlich weiter: Wir setzen hier, im Sinne unserer Kund*innen, immer wieder neue Maßstäbe bei der Schnellladeinfrastruktur und stellen auf der IAA einen neuen Meilenstein bei der Gestaltung unserer Ladeparks vor, besonders in Bezug auf Barrierefreiheit und die Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

In welchem Bereich der Mobilität sehen Sie das größte Potenzial und wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?
Sowohl das Potenzial als auch den Aufholbedarf sehe ich in der klugen, digitalen Vernetzung der Elemente, die unsere Mobilitätswelt von morgen gestalten: Eine nahtlose Verzahnung im Sinne der Menschen, die nicht an den Grenzen von Branchen oder sogar von einzelnen Unternehmen endet – „Connected Mobility“ im wörtlichen Sinne. Gute Beispiele dafür sind Apple Carplay, das Fahrzeug und Mobilitäts- und Ladeangebot optimal verbindet, oder AutoCharge, das den Ladevorgang komfortabler macht, basierend auf der Vernetzung von Ladeinfrastruktur, Fahrzeug und digitaler Mobilitätslösung. Und das ist erst der Anfang, denn die externe Vernetzung zwischen den Systemen wird immer wichtiger. Das bietet vielseitige Chancen, um zusätzliche kundenfreundliche Angebote zu entwickeln. Denken wir etwa an Routenplaner, die Fahrzeug-, Echtzeit-Ladeinfrastruktur-Informationen sowie die Bezahlung der Ladevorgänge miteinander verbinden. Dafür brauchen wir offene Systeme und Standards. Die setzen wiederum eine allgemeine Datenoffenheit voraus, ergänzt um die entsprechende Regulatorik, die es uns ermöglichen kundenzentrisch zu agieren und der Entwicklung hin zu abgekapselten Systemen entgegenzuwirken.

Die IAA MOBILITY ist die führende globale Mobilitätsplattform. Sie bringt Innovatoren aus allen Bereichen der Mobilität zusammen. Mit wem möchten Sie sich im September vernetzen und warum?
Als Vertreterin aus der Energiebranche und des führenden Schnellladeinfrastrukturbetreibers in Deutschland freue ich mich persönlich vor allem auf den Austausch mit den vielen Herstellern. Sie stellen hier ihre Konzepte für die Fahrzeuge vor, die bald an unserer Ladeinfrastruktur laden und in den Nutzerprofilen der Lade-Apps unserer Kund*innen hinterlegt sein werden. Der gemeinsame Blick in die Zukunft und der Austausch zu dem, wie wir unsere Angebote verzahnen und gemeinsam im Sinne der Kund*innen noch besser machen können, ist besonders wertvoll.

Die Welt verändert sich grundlegend. Innovation und auch die Bemühungen im Mobilitätssektor sind größer als je zuvor. Was ist Ihre Vision von der Welt in 20 Jahren?
Mobilität wird zwar immer wichtiger werden für unser Leben – was sich aber fundamental ändern wird, ist ihre Wahrnehmung im Alltag: Sie wird in diesem, paradoxerweise, immer weniger eine Rolle spielen. Denn heute ist Mobilität in aller Regel mit einem Aufwand verbunden – mit einer Zäsur in unserem Tagesablauf. Wir unterbrechen etwas, um unterwegs zu sein. Dank nahtlos integrierter digitaler Lösungen und zunehmender Automatisierung werden wir unseren Alltag einfach mitnehmen, wenn wir verreisen. Wir leben unser Leben ungehindert fort, unabhängig von unserem Standort oder davon, ob wir uns fortbewegen – wir arbeiten, unterhalten oder entspannen uns. Die Mobilität von morgen wird Nachhaltigkeit, Flexibilität, Geschwindigkeit, Reise- und Nutzungskomfort sowie Bezahlbarkeit in Einklang bringen. Damit werden sich die Rollen der Marktteilnehmer natürlich radikal ändern. Wer nicht die nötige Flexibilität und Weitsicht mitbringt, wird es auf dem Mobilitätsmarkt der Zukunft sehr schwer haben.

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