Interview mit Fredrik Hjelm (Voi Technology)

Was bedeutet "Experience Connected Mobility" für Sie?
"Experience Connected Mobility" ist eine ziemlich genaue Beschreibung unseres Geschäftsansatzes. Bereits 61 Prozent der Nutzer kombinieren Scooter mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit geteilter Mikromobilität arbeiten wir daran, den öffentlichen Verkehr zu stärken, bestehende Lücken im Verkehrssystem zu schließen, die Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren und so lebenswerte Städte zu schaffen. "Connected" ist in diesem Sinne mehrdimensional zu verstehen. Einerseits wollen wir den Nutzern direktere Verbindungen bieten - vor allem in bisher schlecht erreichbaren Gebieten. Auf der anderen Seite wollen wir eine bessere Integration mit dem öffentlichen Verkehr bieten. Schließlich wollen wir auch intelligente, vernetzte Städte im digitalen Sinne. Mit High-End-Geopositionierungstechnologie, Sensoren und einem leistungsstarken Prozessor sind unsere Scooter immer mit unserer Cloud-Plattform verbunden. Indem wir die Macht der Konnektivität nutzen, bieten wir nicht nur ein nahtloses und effizientes Fahrerlebnis, sondern leisten auch einen Beitrag zu einem breiteren Ökosystem nachhaltiger und intelligenter Städte.

Was hoffen Sie auf der IAA MOBILITY 2023 zu erreichen?
Als eine der größten und einflussreichsten Mobilitätsmessen in Deutschland ist die IAA für uns die ideale Plattform, um unser Engagement für die Revolutionierung der urbanen Mobilität zu präsentieren: Individuelle urbane Mobilität braucht kein Auto. Deutschland ist unbestreitbar einer unserer Schlüsselmärkte, in dem wir in 29 Städten tätig sind und der etwa ein Drittel unseres Geschäfts ausmacht. Unser Ziel auf der IAA ist es, sinnvolle Gespräche mit gleichgesinnten Entscheidungsträgern zu führen, die unsere Leidenschaft für die Neugestaltung der Zukunft der

Mobilität teilen. Es ist ermutigend zu sehen, wie sich die IAA, die traditionell als Automobilmesse bekannt ist, weiterentwickelt und verschiedene Mobilitätsthemen aufgreift.

Welches wesentliche Zukunftsthema wird in der Öffentlichkeit zu wenig beachtet?
Während die Diskussionen um Antriebstechnologien, Ladeinfrastruktur und autonomes Fahren die öffentliche Aufmerksamkeit dominieren, wird ein wesentliches Thema oft nicht ausreichend beachtet: die Reduzierung des Verkehrs für eine nachhaltige urbane Mobilität. Die Verkehrswende kommt zu spät, wenn wir nur darauf warten, dass jeder Autobesitzer sein fossiles Fahrzeug durch ein Elektroauto ersetzt; wir brauchen jetzt intelligente Mobilitätsideen, die Platz sparen und den öffentlichen Verkehr stärken. Saubere Antriebe allein sind kein Garant für ein wirklich nachhaltiges Verkehrssystem, wenn die schiere Menge der Fahrzeuge unangetastet bleibt. Verschiedene Studien zeigen: Mehr als 50 % des öffentlichen Raums ist für Autos reserviert, und Falschparker beanspruchen noch mehr Platz. Wir bei Voi sind uns der dringenden Notwendigkeit bewusst, die Verkehrsüberlastung in den Städten zu verringern. Wir sind der Meinung, dass ein nachhaltiger Verkehr nur durch einen umfassenden Ansatz erreicht werden kann, der gut ausgebaute öffentliche Verkehrssysteme und attraktive alternative Mobilitätsformen einbezieht.

In welchem Bereich der Mobilität sehen Sie das größte Potenzial und wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?
Das größte Potenzial liegt in der geteilten Mobilität, während die Verwaltung der Bordsteinkanten noch Nachholbedarf hat: Die durchschnittliche Autolänge liegt bei 3 bis 4 Metern, und in vielen Städten gibt es 2 bis 3 Parkplätze pro Fahrzeug. Städte wie Berlin und München sind Beispiele für den dringenden Bedarf an einem verbesserten Bordsteinmanagement. Durch die Nutzung der Daten, die wir während unserer Rollereinsätze gesammelt haben, können wir uns für intelligentere Bordsteinbewirtschaftungsstrategien einsetzen, die die Platzzuweisung optimieren, den Parkbedarf reduzieren und eine Verlagerung auf nachhaltige Verkehrsmittel fördern.

Die IAA MOBILITY ist die führende globale Mobilitätsplattform. Sie verbindet Innovatoren aus allen Spektren der Mobilität. Mit wem wollen Sie sich im September mit wem vernetzen und warum?
Ich schätze die Möglichkeit, mit bekannten Gesichtern in Kontakt zu treten und laufende Kooperationen zu fördern, freue mich aber besonders auf die Aussicht, mit Menschen aus ganz anderen Mobilitätsbereichen zu sprechen. Indem wir uns mit Fachleuten aus verschiedenen Sektoren austauschen und neue Perspektiven einnehmen, können wir gemeinsam unsere Vision verfolgen, Städte in nachhaltige, lebendige und menschenfreundliche Räume zu verwandeln.

Die Welt verändert sich grundlegend. Innovation und auch die Bemühungen im Mobilitätssektor sind größer als je zuvor. Was ist Ihre Vision von der Welt in 20 Jahren?
In dieser Ära des tiefgreifenden Wandels stelle ich mir eine Welt vor, die sich durch Innovation und ein erneuertes Engagement für ein nachhaltiges Leben verändert. Bei Voi wird unsere Vision von dem übergreifenden Prinzip "Cities made for living" geleitet. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Schaffung städtischer Umgebungen, die frei von Lärm und Luftverschmutzung sind. Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren eine Welt sehen, in der das Konzept der 15-Minuten-Stadt die Stadtplanung auf der ganzen Welt durchdrungen hat. Es wird eine Welt sein, in der sich der Einzelne nahtlos in einer sicheren Umgebung zurechtfindet und seinen täglichen Aktivitäten nachgehen kann, ohne lange Wege zurücklegen zu müssen oder auf persönliche Fahrzeuge angewiesen zu sein.