Urban Mobility
Hollywoods Mobilitätsvisionäre
Manchmal sind Autos aus Filmen mehr als nur Träumereien. Filme wie "Zurück in die Zukunft“ oder "James Bond" nahmen wesentliche Mobilitätsinnovationen vorweg. Wir zeigen die besten Erfindungen Hollywoods, die den Sprung von der Fiktion in die Realität geschafft haben. Foto: © Adobe Stock
Zurück in die Zukunft: Fliegende Autos und Mikromobile
Das wohl berühmteste Fahrzeug der jüngsten Filmgeschichten ist der DMC-12 aus der Trilogie „Zurück in die Zukunft“ (1985-1990). Am Ende des ersten Teils hebt das zur Zeitmaschine umgewandelte Auto der Marke DeLorean mit eingeklappten Rädern vom Asphalt ab und fliegt in Richtung Zukunft. Ein Atomreaktor im Heck sorgt für den nötigen Schub. Im zweiten Teil wird dieser durch den „Mr.-Fusion“-Treibstoffgenerator ersetzt, der Bierreste und Bananenschalen in Energie umwandelt. Der von dem fiktiven Tüftler Dr. Emmett Brown – gespielt von Christopher Lloyd – konstruierte Wagen ist von der heutigen Realität gar nicht mehr so weit entfernt. Zwar existiert immer noch keine Ausnahmetechnologie wie der Fluxkompensator, der einen in die Vergangenheit oder Zukunft reisen lässt, doch alternative Antriebe mit biogenen Kraftstoffen, Strom aus regenerativen Quellen oder aus Brennstoffzellen beherrschen die Agenda der Automobilindustrie. Selbst fliegende Autos sind heute keine Science-Fiction mehr. Mittlerweile gibt es zahlreiche Flugtaxi-Projekte wie den Volocopter. 2017 hat das von Daimler mitfinanzierte Start-up den weltweit ersten autonomen Flug in Dubai unternommen. Der Multicopter ist ein elektrobetriebenes Fluggerät, das senkrecht startet und Platz für zwei Personen bietet.
Auch der City Airbus von Flugzeughersteller Airbus und Siemens absolvierte bereits erfolgreich seinen Jungfernflug. Anfangs soll noch ein Pilot an Bord sein, später soll das Flugtaxi seine Passagiere autonom zu ihrem Ziel fliegen können. In den USA stellte der Hubschrauberhersteller Bell das Projekt Nexus vor und Hyundai arbeitet gemeinsam mit Uber an einem eigenen Fluggerät. Paul DeLorean, der Neffe des verstorbenen DMC-Gründers John DeLorean, tüftelt ebenfalls mit seinem Unternehmen DeLorean Aerospace am fliegenden Auto. Und selbst das Thema urbane Mikromobilität wird in der Filmreihe aufgegriffen. Dort düsen die Menschen auf Hoverboards weniger Zentimeter über der Straße durch die fiktive Stadt Hill Valley. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Festkörper und Werkstoffforschung und der Dresdner Firma Evico haben für Lexus einen Prototypen mit Magnetschwebetechnik entwickelt. Im Geräteinneren des „Cryoboard“ befinden sich supraleitende Magnete, die mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden. Man braucht für die Erfindung aber einen speziellen Untergrund mit Permanentmagneten. Das Magnetfeld hält einen festen Abstand zwischen Board und Bahn – wodurch das Board schwebt. Diese Kraft ist so stark, dass man darauf stehen oder sogar springen kann. Mit ihren inszenierten Ideen setzen die Drehbuchautoren Bob Gale und Robert Zemeckis in den 1980er-Jahren Meilensteine.
Minority Report: Autonomes Fahren und Selbstheilungskräfte
Im Science-Fiction-Streifen „Minority Report“ von Steven Spielberg aus dem Jahr 2002 legen Polizisten Kriminellen schon das Handwerk, bevor die Verbrechen begangen werden. Supercop John Anderton – gespielt von Tom Cruise – fährt einen futuristischen Lexus-Boliden, den er nach Dienstschluss in seiner Wohnung im 100. Stock parkt. Schöpfer ist der deutsche Produktdesigner Harald Belker, der schon das Batmobil entwarf und für cineastische Mobilitätsvisionen ein gefragter Mann in Hollywood ist. Was der Wagen an Ausstattung ablieferte, war seinerzeit Zukunftsmusik pur. Der mit einer Brennstoffzelle angetriebene Wagen verfügt für die Fahrzeugöffnung und Motorstart über ein DNA-Erkennungssystem, reagiert auf Stimme und Gesten, fährt per Autopilot, besitzt eine Ambiente-Beleuchtung im Innenraum je nach Stimmungslage und hat ausgefeilte Sensorik zur Vermeidung von Unfällen an Bord. Die Karosserie besteht zudem aus speziellen Metallen, die sich bei Verformungen wieder in die eigentliche Form zurückbilden, und Verbundwerkstoffen, der sich selbsttätig repariert. Fast jede technologische Idee Spielbergs und seiner Berater steckt knapp zwanzig Jahre später in Prototypen oder Serienfahrzeugen.
Google präsentierte 2014 ein Konzeptauto, das vollkommen selbständig fährt und kein Lenkrad mehr hat. Überhaupt hat sich das autonome Fahren zu einem der wichtigsten Innovationstrends der Automobilindustrie entwickelt. Moderne Assistenzsysteme arbeiten mit Kamera-, Radar- und Lidar-Technologie. Das erste Brennstoffzellen-Serienauto der Welt gibt es mit dem Toyota Mirai seit 2014. Gesten- und Sprachsteuerung gehören bei BMW heute zur Standardausstattung. Zulieferer wie Continental arbeiten längst an an biometrischen Zugangssystemen. Die Lamborghini-Studie "Terzo Millenio" verfügt über eine selbstreparierende Außenhülle, die kleine Schäden von selbst behebt. Sensoren erkennen entsprechende Schäden und Risse. Unterhalb der Karosserie verlaufen mikroskopisch kleine Kanäle, die eine chemische Flüssigkeit zu beschädigten Stellen leitet und die Karosserie wieder zusammenkittet. Und auch das autonome Valet-Parken im Hochhaus ist keine Utopie mehr. Wer im Porsche Design Tower in Miami wohnt, der verfügt über eine Garage in der Wohnung: Aufzüge befördern das eigene Auto vollkommen autonom dorthin.
James Bond: Das erste Navi und Fernsteuerung
25 Filme mit dem britischen Agenten James Bond alias 007 schafften es schon auf die Leinwand. Und jedes Mal sitzt die charmante Allzweckwaffe des MI6 in einem exotischen Zwei- oder Viersitzer. Als erster James Bond fuhr Schauspiellegende Sean Connery einen Sunbeam Alpine. Weitere Schauspieler im Einsatz ihrer Majestät waren Roger Moore, George Lazenby, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig. Ob Bentley, Rolls Royce, Lotus, Toyota BMW, Aston Martin oder Jaguar – der Fuhrpark konnte sich sehen lassen und die gezeigten Technologien war immer ihrer Zeit voraus. Die Drehbuchautoren besaßen ein feines Gespür für Erfindungen.
Ausgestattet waren die chicen Flitzer mit allerhand Hightech-Accessoires, die dem Protagonisten aus so manch brenzliger Situation helfen und vom Zuschauer als Hollywood-Fantasien abgetan wurden. Viele der technischen Hilfsmittel aus dem fiktiven Entwicklungslabor des britischen Geheimdienstes unter Leitung von „Q“ sind jedoch heute Wirklichkeit. Im Film „Goldfinger“ ist 007 in einem Aston Martin DB5 unterwegs. Tüftler Q hatte das Automobil mit einem Ortungssystem ausgestattet, das man auf einem Bildschirm tracken konnte – das wohl erste Navi der Welt. Und auch das Thema der fliegenden Autos kam schon im Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ von 1974 vor. Im Film „Der Morgen stirbt nie“ aus dem Jahr 1997 steuert James Bond seinen BMW 750iL per Handy. Damals galt eine Fernsteuerung als Sensation. Heute kann man mit Modellen von Mercedes oder BMW per Knopfdruck ein- und ausparken. Und wenn man außerhalb des Fahrzeugs steht, geht das per Fahrzeugschlüssel oder App. Dagegen haben es Raketenantrieb und ausfahrbare Schneekufen noch nicht in die Ausstattungslisten geschafft. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.