Urban Mobility
Die Zukunft urbaner Mobilität
Die Art, wie wir uns im urbanen Raum bewegen wird sich in der nächsten Dekade dramatisch verändern. Extreme Verkehrsdichte, Flächenverbrauch, Luftverschmutzung, Lärm, Ausbau der Innenstädte und Last-Mile Logistik sind nur die Spitze des Eisbergs in Bezug auf Klimawandel und Überbevölkerung. All diese Herausforderungen schreien nach einer deutlich nachhaltigeren, schnellen und zuverlässigen Art der Fortbewegung. Die Geschwindigkeit, in der die Digitalisierung voranschreitet, revolutioniert bereits die Art und Weise, in der wir uns künftig bewegen.
Hier sind die vier erfolgversprechendsten Trends der künftigen Mobilität:
Nr.1 E-Autos statt Verbrenner
Die globalen Verkaufszahlen vollelektrischer Fahrzeuge haben sich mehr als verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr, auf 1,4 Millionen Fahrzeuge im ersten Quartal 2022, das besagt eine PwC Studie. In Europa ist Norwegen das klare Vorbild im Bereich der Elektromobilität. In dem skandinavischen Land waren im Jahr 2021 zirka 93 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos. In Deutschland schlugen die Elektroautos mit ungefähr 43 Prozent zu buche. Letztes Jahr hat die Europäische Union entschieden, die Zulassung weiterer Verbrennerfahrzeuge ab 2035 in allen Mitgliedsstaaten gänzlich zu verbieten. Aufgrund dieser Regulierung ist die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos signifikant angestiegen. Abgesehen vom unbesiegbaren Europameister: Norwegen, expandieren auch die Niederlande konstant auf dem Feld der Elektromobilität. Wenn man beispielsweise ein E-Auto kauft, aber keinen eigenen Parkplatz besitzt, baut die Stadt Amsterdam eine öffentliche Ladestation kostenlos, direkt in die Nähe. Außerdem wird eine Prämie von bis zu 5000 Euro für Firmenwagen und bis zu 40.000 Euro für LKW bezahlt. Das Ziel all dessen, ist die Verbrenneranzahl auf holländischen Straßen bis 2040 auf null zu herunterzufahren. Andere europäische Länder fahren ähnliche Initiativen, um die E-Mobilität zu unterstützen. Jedoch war China 2021 für zwei Drittel aller verkauften E-Autos weltweit verantwortlich. Laut der PwC Studie wurden 1,3 Millionen E-Autos – inklusive Hybride – in China innerhalb des ersten Quartals verkauft, im Vergleich zu einer halben Million im selben Zeitraum im Jahr davor. Ihr Marktanteil lag folglich bei ungefähr 20 Prozent. Es ist mittlerweile nicht mehr problematisch ein E-Auto zu fahren, die weit verbreitete Reichweitenangst ist irrational. Batteriebetriebene Fahrzeuge kommen mittlerweile viele Hundert Kilometer weit und die Expansion der Ladeinfrastruktur läuft immer weiter.
Nr.2: Mobility on Demand – Sharing statt Besitz
In Metropolen wie New York City, London oder Berlin ist es kein Problem ohne Auto oder Fahrrad durch die Stadt zu kommen. Viele unterschiedliche Auto-, E-Scooter und Fahrrad Sharing-Anbieter haben sehr viele Mietautos, Fahrräder oder E-Scooter in der ganzen Stadt verteilt. Dieses Angebot wird von Anwohnern und Touristen gleichermaßen gerne genutzt. Der Vorteil, Shared Fahrzeuge, statt eigener zu benutzen liegt auf der Hand: weniger Autos reduzieren Verkehr und folglich auch Staus in den Innenstädten, sowie die Nachfrage an freien Parkplätzen.
Der finanzielle Aspekt spielt sicherlich auch eine Rolle, bei der Entscheidung lieber ein Auto, Fahrrad oder E-Scooter zu mieten, statt selbst zu kaufen. Ein halbwegs brauchbares Auto kostet imgünstigsten Falle um die 35.000 Euro, es ist deutlich günstiger einfach die App eines Carsharing, Bikesharing oder E-Scooter-Sharing Unternehmens zu installieren und einen kleinen Spaziergang zum nächstgelegenen Fahrzeug auf sich zu nehmen, um damit nach Hause zu fahren. Während man Carsharing eher für längere Fahrten oder zum Transportieren von Gegenständen nutzt, werden Fahrräder und E-Scooter eher für kürzere Wege genutzt.
Nr. 3: Das autonome Auto
Wenn man Carsharing nutzt, muss man das Auto immer noch selbst steuern, das wird sich aber in der nahen Zukunft ändern: Ein autonomes Auto ist, per Definition, ein Auto das komplett von einer künstlichen Intelligenz gefahren wird. Es navigiert allein und ist vollkommen in der Lage auf Änderungen und Verkehrsereignisse zu reagieren und die Fahrweise anzupassen. Es ist nicht nur deutlich komfortabler Langstrecken von dem voll autonomen Fahrzeug gefahren zu werden, es gibt auch viele Vorteile im Stadtverkehr. Da dein Auto unabhängig von dir fahren wird, wird es dich am gewünschten Ort absetzen und dann nach Hause zurückfahren, um dich woanders wieder abzuholen, wenn du das möchtest. Wenn alle Autos so handeln, geht der Bedarf an öffentlichen Parkflächen signifikant zurück. Deshalb ist es gut möglich, dass da wo heute noch Parkplätze sind, morgen schon Parkanlagen sein werden.
Nr. 4: Autonome U-Bahnsysteme, Busse und Flugtaxis
Zusätzlich zu dem vollautonomen Auto werden auch die U-Bahnen in den Städten vollkommen autonom werden. Fahrerlose Fahrzeuge sind voll vernetzt und können deshalb mit weniger Sicherheitsabstand fahren. Das bietet ein großes Optimierungspotential, um mehr Passagiere in der gleichen Zeit zu transportieren und so mit der wachsenden Passagieranzahl in den Großstädten umzugehen, die mehr und mehr aus allen Nähten platzen. Im Gegensatz zu dem, was man erwarten würde, sind führerlose U-Bahnen keine neue Erfindung. Tatsächlich wurde die erste automatische Metro schon 1983 in Lille (Frankreich) eingeführt. Diese Züge sind jedoch nicht von einer KI gefahren worden, sondern haben mit automatischen gummibereiften Personenbeförderungsanlagen funktioniert, im Wesentlichen bedeutet das, dass die Züge in konsistenten Mustern an einem Seil nach vorne gezogen wurden. Mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz wird das deutlich optimierter, sicherer und flexibler werden.
Abgesehen von den autonomen U-Bahnsystemen, wurden Busse ohne Fahrer beispielsweise bereits auf dem Charité Campus in Berlin getestet. Zugegebenermaßen sitzt noch eine Person im Bus und fährt um Hindernisse herum. Diese Systeme werden aber in naher Zukunft intelligenter, sicherer und unabhängiger werden.
Die innovativste Form des autonomen Transports ist das Flugtaxi. Bei der IAA MOBILITY 2021 hatten wir schon eins. Das „EHang“ war mit zwei Sitzen ausgestattet und sollte eigentlich vollkommen autonom fliegen. Leider durfte das Flugtaxi keine Besucher auf dem Messegelände umherfliegen, da es noch keine Genehmigung für Flugtaxis im deutschen Luftraum gibt. Dass es bereits funktionierende Prototypen vollelektrischer, autonomer Flugzeuge gibt, zeigt, dass es nicht mehr all zu lange dauern wird, bis sie Passagiere in urbanen Räumen von A nach B fliegen können. Tatsächlich handelt Markus Dold, der für das autonome Flugtaxi bei der österreichischen Firma „Atlas“ zuständig ist, bereits eine Fluggenehmigung mit der Europäischen Kommission aus. Er hat vor bei der IAA MOBILITY 2023 die ersten Besucher auf dem Messegelände umherfliegen zu können. Mal sehen, ob er sein Wort wird halten können.