Oberfläche als Statement: Wegweisende Trends für das Automotive Design

LEONHARD KURZ

Oberfläche als Statement: Wegweisende Trends für das Automotive Design

Die Mobilität der Zukunft wird nicht nur durch neue Antriebstechnologien oder Softwarelösungen geprägt. Sie entsteht an dem Punkt, an dem Menschen mit Fahrzeugen interagieren: an der Oberfläche. Hier treffen Wahrnehmung, Funktionalität und Emotion aufeinander. LEONHARD KURZ entwickelt Lösungen, die Technologie erlebbar machen.

Die Mobilitätswende verändert die Automobilindustrie grundlegend: Elektrifizierung, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit markieren eine der spannendsten Innovationsphasen seit Erfindung des Autos. Bereits heute sind moderne Fahrzeuge mehr als Fortbewegungsmittel. Sie sind vielmehr Beispiele ingenieurtechnischer Präzision, ausgestattet mit digitaler Intelligenz, komfortabler Ausstattung und vernetzter Infrastruktur. Um diese Komplexität zu beherrschen, setzt die Branche auf neueste Technologien.

Gleichzeitig spielen weitere Faktoren zunehmend eine entscheidende Rolle. Luitpold Haarländer, Head of Business Area Plastic Decoration Automotive bei LEONHARD KURZ, betont: „Die Mobilität von morgen ist zwar eine ingenieurtechnische Herausforderung, doch sie bietet auch Chancen. Wer neue Maßstäbe in Sachen Effizienz, Nachhaltigkeit und Fahrerlebnis setzen will, sollte sich mit innovativen Technologien und Materialien auseinandersetzen. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir die Konzepte entwickelt, die wir dieses Jahr auf der IAA Mobility vorstellen. Darin spiegeln sich die wegweisenden Trends wider, die maßgeblich die Automobilindustrie prägen werden.“

Von der Funktion zur Faszination

In der Außenwahrnehmung von Fahrzeugen geht es heute nicht mehr allein um optische Präsenz. Moderne Lichtsysteme beispielsweise übernehmen kommunikative Aufgaben, etwa wenn durch leuchtende Signaturen Fahrmodi angezeigt oder bei Annäherung gezielte Lichteffekte aktiviert werden. Solche Funktionen verleihen dem Fahrzeug Charakter und schaffen Wiedererkennung im Straßenbild. Gleichzeitig verändert sich die Rolle von Materialien: Dekorflächen transportieren Markenästhetik und sind gleichzeitig Träger von Botschaften über Nachhaltigkeit, Qualität und technologische Kompetenz. Was früher als rein funktionales Bauteil galt, wird heute bewusst in Szene gesetzt – mit visueller Tiefe, hochwertiger Haptik und einem klaren Anspruch an Ressourcenschonung. „Im Fahrzeugdesign verschmelzen dekorative und funktionale Elemente zu einer Einheit. Holografische Effekte, bewusst gesetzte Lichtakzente und hochwertige Werkstoffe wie etwa Kristalle werden als Teil eines interdisziplinären Entwicklungsprozesses eingesetzt. Wenn wir unsere Kompetenzen mit starken Partnern bündeln, steht vor allem eines im Fokus: Innovation“, erklärt Luitpold Haarländer und führt weiter aus: „Wie sich das in der Praxis auswirkt, demonstrieren wir auf der IAA mit zwei wegweisenden Projekten. Einerseits setzen wir mit dem FrontIQ Light Concept unsere erfolgreiche Kooperation mit Swarovski Mobility und SP3, dem Experten für Lichtsystementwicklung, fort. Andererseits haben wir gemeinsam mit ams OSRAM das Rear Light Concept entwickelt, das effiziente Serientechnologie mit ausdrucksstarkem Lichtdesign verbindet.“

Nahaufnahme eines futuristischen Auto-Scheinwerfers mit weißen Pfeil-LEDs und Spiegeloptik.
(c) Leonhard Kurz

Der Innenraum als Interaktionsraum

Während das Fahrzeug außen kommuniziert, entsteht im Innenraum ein neues Raumgefühl, das den Wandel in der Mobilität besonders deutlich spürbar macht. Je stärker Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren an Bedeutung gewinnen, desto mehr wird das Interieur zum Interaktionsraum. Displays, Bedienelemente und Zierleisten verschmelzen zunehmend zu durchgängigen, homogenen Flächen, die auf Gesten oder Berührungen reagieren. Funktionen werden eingebettet und kommen erst zum Vorschein, wenn sie gebraucht werden. Reflexionsarme Oberflächen in tiefem Schwarz ermöglichen die Realisierung von Bauteilen, die angrenzend an Glasdisplays für einen fließenden Übergang sorgen und damit eine hochwertige, nahtlose Optik schaffen. „Gerade in Kombination mit Touch-Funktionalitäten und Hidden-til-lit-Technologie entsteht ein komplett neues Bedienerlebnis“, so Luitpold Haarländer.

Diese neue Form des Interior Design verbindet ästhetischen Anspruch mit intuitiver Nutzung. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, nachhaltige Materialien zu integrieren – etwa technische Textilien, die auf Basis des rPET im Rahmen des KURZ-eigenen Systems RECOSYS® entstehen. Sie ersetzen klassische Leder- oder Holzelemente. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend im Bereich Automotive, sondern entscheidend über die zukünftige Entwicklung der Branche. Uns bei KURZ ist es sehr wichtig, verantwortungsvoll zu handeln – aus diesem Grund haben wir in den vergangenen Jahren intensiv an Lösungen gearbeitet, die es uns ermöglichen, den Kreislauf zu schließen und der Automobilindustrie neue Wege aufzuzeigen“, erklärt Luitpold Haarländer. „Das Ergebnis präsentieren wir gemeinsam mit unserem Partner Farplas und der KURZ-Tochter PolyIC anhand einer Smart Display Center Console. Hier zeigen wir erstmalig eine technische Textillösung, die gemeinsam mit den Partnern Topp Textil und Technofibres entstanden ist und auf dem rPET aus unserem firmeneigenen Recyclingprogramm RECOSYS® basiert – nur ein Beispiel, wie Nachhaltigkeit und atmosphärisches Design Hand in Hand gehen können.“

Materialwende im Fahrzeuginterieur: Nachhaltigkeit als Innovationstreiber

Ob rPET, Naturfaser oder biobasierte Materialien: Im zukunftsorientierten Automotive Design kommen Stoffe zum Einsatz, die eine Geschichte zu erzählen haben – woher sie kommen, wie sie verarbeitet wurden, wie sie recycelt werden können. „Dabei steht ganz klar die langfristige Verringerung des CO2-Footprints im Fokus“, betont Haarländer. „Rezyklate, biobasierte Rohstoffe oder Dünnschichtdekoration auf Recylingmaterialien: Sie alle verändern, wie wir über Material im Fahrzeugkontext denken. Wichtig ist dabei allerdings: Nachhaltigkeit ist kein Widerspruch zu Luxus. Vielmehr definiert sie ihn neu als eine bewusste Art der Gestaltung. Genau hier setzen wir mit unseren materialtechnischen Innovationen an.“ Als Beispiel nennt Luitpold Haarländer EcoLayer FX, bei dem hochwertige Oberflächeneffekte für biobasierte Kunststoffe wie Zellulose- oder Kalkstein-Compound entwickelt wurden.

„Zusammenfassend lässt sich sagen: Automotive Design beginnt nicht mit der Form, sondern mit der Frage, was diese Form ausdrücken soll“, erklärt Luitpold Haarländer. „Dabei ist die Oberfläche kein Beiwerk, denn sie vereint Emotion, Technologie und Nachhaltigkeit.“

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