News

IAA MOBILITY: Friedensnobelpreisträger erhofft sich von Autoindustrie „Ideen, die die Welt verändern“

Angesichts des menschengemachten Klimawandels fordert Muhammad Yunus von der Industrie eine Kehrtwende im Rekordtempo – und im Zuge dessen nicht weniger als eine neue Art zu wirtschaften.

Angesichts des menschengemachten Klimawandels fordert Muhammad Yunus von der Industrie eine Kehrtwende im Rekordtempo – und im Zuge dessen nicht weniger als eine neue Art zu wirtschaften.

Klimawandel und wachsende Ungleichheit in der Welt zeigen, wie wichtig und nachhaltige Mobilität und soziales Wirtschaften sind. Darüber hat Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus auf der IAA MOBILITY Virtual gesprochen.

„Welche Welt wollen wir für unsere Enkelkinder hinterlassen? Eine schöne, friedliche, harmonische. Klar. Aber was tun wir dafür?“, fragt Muhammad Yunus im Rahmen seiner Keynote. Antworten auf diese Frage zu finden, sei die große Herausforderung unserer Zeit. Denn der Menschheit stehe „noch nie dagewesenes Leid“ bevor, wenn sie nicht ernsthaft gegen die Erderwärmung kämpfe, warnt der Friedensnobelpreisträger und betont zugleich die Dringlichkeit: „Uns bleibt keine Zeit mehr. Es geht um das Überleben des Planeten.“ Yunus spricht von höchstens 20 Jahren, die der Erde noch blieben: „Wir fahren alle auf derselben Straße – und die führt direkt auf eine Klippe zu. Wir müssen schnell eine Kehrtwende machen und neue Straßen bauen.“

Aber wie können wir die Welt besser machen? Yunus ist ein Freund großer Ziele. Alles ist möglich, lautet seine Botschaft. Drei Ziele gelte es zu erreichen: „Keine Armut, keine Arbeitslosigkeit, kein CO2-Ausstoß“.

Mindset der Menschen muss sich ändern

Zuerst einmal müsse sich aber das Mindset der Menschen ändern, so Yunus: „Wenn wir unser Denken nicht ändern, werden wir nicht zu Lösungen kommen.“ Hier könnte Social Business als Basis einer neuen Wirtschaftsordnung helfen. In seiner Keynote beschreibt Yunus eindrücklich, warum der Gedanke des nachhaltigen Wirtschaftens so wichtig ist: „Es gibt zwei Arten von Business: Business, um Profit zu maximieren – und Business, um die Probleme der Menschheit zu lösen“.

Social Business verfolge keine persönlichen Gewinninteressen. Es sei ausschließlich dem kollektiven Glück gewidmet, indem Probleme der Allgemeinheit gelöst werden. Yunus kommt im gleichen Atemzug auf Technologie zu sprechen. Sie ist seines Erachtens Fluch und Segen zugleich: „Technologie sollte nur für die Menschen benutzt werden, nicht gegen sie.“ Gerade die zunehmende Mobilität mithilfe von Verbrennertechnologie würde dem Planeten jedoch mehr schaden als nutzen. Yunus: „Es geht nicht mehr nur um schneller oder weiter. Wir müssen Mobilität holistischer betrachten – an alternativen Antrieben geht kein Weg vorbei.“ Der Friedensnobelpreisträger gibt einfachen Gefährten den Vorrang, die mit regenerativen Energiequellen und Biokraftstoffen betrieben werden und gerade in den Städten weniger öffentlichen Raum beanspruchen als das typische Auto von heute.

Revolutionäre Ideen der Automobilindustrie gefragt

„Wir brauchen Business und Ideen, die die Welt verändern“, appelliert Yunus in Richtung Automobilindustrie. „Immerhin sind wir gesegnet, in einem Zeitalter großer Möglichkeiten geboren worden zu sein – einem Zeitalter erstaunlicher Technologien, großen Reichtums und grenzenlosen menschlichen Potenzials. Die Lösungen für viele drängende Probleme unserer Welt sind in Reichweite.“ Einen Teil dieser Lösungen zeige die IAA MOBILITY 2021 in eindrucksvoller Weise.

Zur Person: Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Muhammad Yunus, Jahrgang 1940, erhielt im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis. Seine Idee: den Ärmsten der Armen mit Mikrokrediten zu helfen, eine eigene Existenz aufzubauen. Dazu gründete er 1983 die Grameen Bank, das erste Mikrofinanzinstitut der Welt.

Weitere Artikel