
1. Welche Schlüsseltrends prägen aus Ihrer Sicht derzeit die Entwicklung Ihres Fachgebiets?
In der Messelogistik prägen aktuell zwei zentrale Schlüsseltrends die Entwicklung besonders stark: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beide sind nicht nur Reaktionen auf globale Herausforderungen, sondern auch Treiber für Innovation und Effizienz in der Branche.
Die Messe- und Eventbranche steht zunehmend unter dem Druck, umweltfreundlicher zu agieren. In der Logistik bedeutet das:
- Reduktion von CO₂-Emissionen: Einsatz emissionsarmer Transportmittel (HVO Treibstoff / E-Trucks), Routenoptimierung und gebündelte Transporte.
- Vermeidung von Abfall: Wiederverwendbare Verpackungen, ressourcenschonende Materialien und Recyclingkonzepte.
- Green Warehousing: Lagerhäuser mit nachhaltiger Energieversorgung und optimierter Lagertechnik.
- Zertifizierungen & Reporting: Kunden verlangen zunehmend Nachweise über die Nachhaltigkeit der Logistikprozesse (z. B. ISO 14001, CO₂-Footprint-Berechnungen).
Diese Maßnahmen sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich relevant, da sie oft mit Kosteneinsparungen und Imagegewinn einhergehen.
Die Digitalisierung verändert die gesamte Wertschöpfungskette – von der Planung bis zur Durchführung:
- Transparenz & Tracking: Echtzeit-Tracking von Sendungen und automatisierte Statusmeldungen.
- Datenbasierte Planung: Einsatz von KI und Big Data zur Prognose von Transportbedarfen.
- Plattformlösungen: Digitale Buchungssysteme, Kundenportale und automatisierte Kommunikation zwischen Messeveranstaltern, Ausstellern und Logistikdienstleistern.
Beide Trends – Nachhaltigkeit und Digitalisierung – sind eng miteinander verknüpft. Digitale Tools helfen z. B. dabei, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, etwa durch CO₂-Kalkulatoren oder digitale Routenoptimierung.
2. Wie wichtig ist die IAA MOBILITY als Plattform, um innovative Ideen und Kooperationen voranzutreiben?
Die IAA MOBILITY hat sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Plattformen für die Mobilitätsbranche entwickelt – und spielt auch für die Messelogistik und die Förderung von Innovation und Kooperationen eine zentrale Rolle. Die wichtigsten Aspekte:
- Die IAA MOBILITY 2025 wird als „Leistungsshow der Innovationen“ beschrieben. Sie bringt führende Automobilhersteller, Tech-Giganten, Start-ups und Mobilitätsdienstleister zusammen – und bietet damit eine einzigartige Gelegenheit, neue Technologien und Konzepte live zu erleben.
- Themen wie autonomes Fahren, Software-defined Vehicles, Battery Tech und Micromobility stehen im Fokus. Diese Vielfalt macht die Messe zu einem echten Innovationsmotor für die gesamte Branche.
3. Welche logistischen Maßnahmen setzt Kuehne+Nagel bei der IAA MOBILITY um, um Nachhaltigkeit und Effizienz zu fördern?
Kuehne+Nagel setzt bei der IAA MOBILITY gezielt auf nachhaltige und effiziente Logistikmaßnahmen, die sowohl ökologische Verantwortung als auch technologische Innovation vereinen. U.a. Verwendung von HVO Treibstoff.
- Kompatibilität: HVO kann in vielen Dieselmotoren ohne technische Anpassung verwendet werden – entweder pur oder als Beimischung.
- Emissionen: Im Vergleich zu fossilem Diesel können die CO₂-Emissionen um bis zu 90 % reduziert werden, je nach Rohstoff und Produktionsmethode.
- Lagerfähigkeit: HVO ist stabiler als Biodiesel (FAME) und hat eine längere Haltbarkeit, was ihn besonders für die Logistik attraktiv macht.
4. Wie trägt die Digitalisierung etwa über Plattformen wie myFairLOG – zur Optimierung komplexer Messelogistik bei?
myFairLOG ist ein webbasierter Logistik-Webshop, der speziell für Messe- und Eventlogistik entwickelt wurde. Er wurde 2024 von der UFI (Global Association of the Exhibition Industry) als Best Practice ausgezeichnet.
- Online-Buchung von Logistikservices
Aussteller, Veranstalter und Dienstleister können direkt über die Plattform Services buchen wie:
- Gabelstapler
- Be- und Entladedienste
- Lagerung von Leergut
buchen – rund um die Uhr und weltweit.
- Echtzeit-Tracking & Transparenz
Jede Bestellung ist in Echtzeit verfolgbar, inklusive Kostenübersicht und Zeitfensterwahl für die Durchführung. Das erhöht die Planbarkeit und reduziert Wartezeiten.
- Automatisierung & Effizienz
Die Plattform ersetzt manuelle Prozesse durch automatisierte Abläufe, was:
- den Personalaufwand senkt,
- Fehlerquellen reduziert,
- und die Gesamtlogistik beschleunigt.
5. Wie kann die IAA MOBILITY dazu beitragen, nachhaltige Technologien und Ansätze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Die IAA MOBILITY ist mehr als eine Fachmesse – sie ist eine Erlebnisplattform, die nachhaltige Mobilität erlebbar, verständlich und attraktiv macht. Sie verbindet Innovation mit gesellschaftlicher Teilhabe und trägt so aktiv zur Transformation bei.
6. Welche Rolle spielt smarte Steuerung von Verkehrsflüssen für den Erfolg innerstädtischer Events wie der IAA MOBILITY?
Die smarte Steuerung von Verkehrsflüssen spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg innerstädtischer Großevents wie der IAA MOBILITY – insbesondere in einer Stadt wie München, die während der Messe stark frequentiert ist.
Die smarte Verkehrssteuerung ist nicht nur ein technisches Hilfsmittel, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor für Events wie die IAA MOBILITY. Sie ermöglicht:
- Reibungslose Abläufe
- Positive Besuchererlebnisse
- Nachhaltige Mobilität
- Effiziente Nutzung städtischer Ressourcen
7. Welche Bedeutung hat die IAA MOBILITY als Plattform für den Dialog zwischen Städten, Unternehmen und Innovatoren?
Die IAA MOBILITY spielt eine zentrale Rolle als Plattform für den Dialog zwischen Städten, Unternehmen und Innovatoren, insbesondere im Kontext der nachhaltigen und vernetzten Mobilität.
Die IAA MOBILITY ist mehr als eine Ausstellung – sie ist ein Think Tank und Innovationslabor, das den Dialog zwischen Städten, Unternehmen und Innovatoren strukturiert und sichtbar macht. Sie trägt aktiv dazu bei, dass nachhaltige Mobilität nicht nur gedacht, sondern gemeinsam gestaltet wird.
8. Welche logistischen Herausforderungen bringt ein Veranstaltungsformat wie der Open Space im öffentlichen Raum mit sich – und wie begegnen Sie diesen als Logistikpartner?
Ein Veranstaltungsformat wie der IAA Open Space – mitten im öffentlichen Raum der Münchner Innenstadt – bringt eine Reihe komplexer logistischer Herausforderungen mit sich. Als Logistikpartner begegnet man diesen mit maßgeschneiderten Konzepten und digitaler Steuerung.
1. Zugangs- und Verkehrsmanagement
- Öffentliche Plätze wie Marienplatz oder Odeonsplatz sind stark frequentiert.
- Es gibt keine festen Ladezonen oder Parkplätze, daher müssen zeitlich begrenzte Zufahrtsgenehmigungen und präzise Zeitfenster für Lieferungen organisiert werden
Ein zentraler Hebel für Effizienz und Nachhaltigkeit ist unser digitales Slot Management System, das nahtlos mit unserer IT-Solution FairLOG und dem LKW-Leitsystem verbunden ist.
- Geplante Anlieferungen: LKWs buchen online einen Anliefer-Slot. Sobald das Fahrzeug das Messegelände oder denn Open Space betritt, wird automatisch der gebuchte Gabelstapler freigeschaltet und fährt zum entsprechenden Slot.
- Minimierung von Leerfahrten: Durch die Kopplung mit FairLOG STM erhält der Gabelstapler nach der Entladung direkt neue Aufträge. So kombiniert er beispielsweise die Entladung bei einem Aussteller mit der gleichzeitigen Rücknahme von Leergut auf dem Rückweg ins Lager.
- Effiziente Steuerung vor Ort: Dieses System reduziert nicht nur Wartezeiten und unnötige Fahrten, sondern erhöht auch die Sicherheit und Nachhaltigkeit auf dem Gelände.
Damit gelingt es, selbst unter den herausfordernden Bedingungen eines innerstädtischen Open-Space-Formats eine reibungslose, umweltfreundliche und intelligente Logistiksteuerung sicherzustellen.
2. Sicherheits- und Genehmigungsfragen
- Jede Bewegung von Fahrzeugen, Kränen oder Gabelstaplern muss mit dem Veranstalter abgestimmt werden.
- Zugangskontrollen und Sicherheitskonzepte sind notwendig, um Besucherströme und Lieferverkehr zu trennen
3. Lagerung und Zwischenparken
- Es darf nichts außerhalb der gebuchten Standfläche gelagert werden – weder Leergut noch Technik
- Das erfordert eine exakte Planung der Anlieferung, oft mit Just-in-Time-Konzepten.
4. Stadtverträglichkeit
- Die Logistik muss leise, emissionsarm und platzsparend sein, um die Lebensqualität der Anwohner nicht zu beeinträchtigen.
- Bürgerbeschwerden und politische Diskussionen zeigen, wie sensibel das Thema ist