
AUMOVIO führt mit dem Spin-off im September 2025 das Geschäft des ehemaligen Continental-Unternehmensbereichs Automotive als eigenständiges Unternehmen.
AUMOVIO führt seit dem Spin-off im September 2025 das Geschäft des ehemaligen Continental-Unternehmensbereichs Automotive als eigenständiges Unternehmen. Das Technologie- und Elektronikunternehmen bietet ein breites Portfolio für eine sichere, begeisternde, vernetzte und autonome Mobilität. Dazu gehören Sensorlösungen, Displays, Brems- und Komfortsysteme sowie umfassende Expertise in Software, Architekturplattformen und Assistenzsystemen für software-definierte Fahrzeuge. Die Geschäftsfelder, die nun zu AUMOVIO gehören, erzielten im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Frankfurt am Main. An über 100 Standorten weltweit hat AUMOVIO rund 87.000 Beschäftigte.
1. Herr Romano, welche Schlüsseltrends prägen aus Ihrer Sicht derzeit die Entwicklung Ihres Fachgebiets?
Die Automobilindustrie steckt in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Entscheidend ist zu erkennen, wie dynamisch der wichtigste Trend unserer Zeit tatsächlich ist: Wie rasend schnell sich das Automobil zum Software-defined vehicle entwickelt. Es gilt, die immer schnellere Taktung von neuen Trends, Innovationen und auch Standards nicht nur mitgehen zu können, sondern diese Entwicklung aktiv voranzutreiben. Dafür vollziehen wir bei Continental jetzt eine wegweisende Neuaufstellung. Zum September vollendet unser Geschäftsbereich Automotive aller Voraussicht nach seine Transformation hin zu einem eigenständigen, börsennotierten Unternehmen namens AUMOVIO.
Für unsere Kunden bedeutet das nur Vorteile. Im neuen Automotive Powerhouse AUMOVIO ist das gebündelte Know-how von Continental Automotive in einer schlanken, agilen Unternehmensstruktur vereint. So können wir wegweisende Lösungen für die entscheidenden Technologiefelder der Mobilität von morgen noch zielgerichteter, schneller und kundengerechter zur Serienreife bringen. Damit meine ich Innovationen für das Software-definierte Fahrzeug, sicheres Fahren, begeisternde Nutzererlebnisse, nahtlose Konnektivität und autonome Fahrfunktionen.
Ganz entscheidend sind auch die Verlagerung von Entwicklungsschritten in die Cloud sowie die exponentiell wachsende Bedeutung von KI-Anwendungen für die Mobilität. Und natürlich Schlüsseltechnologien wie hochmoderne Bremssysteme oder die Entwicklung von intelligenten Sensorsystemen, von effizienten E/E-Architekturen und nicht zuletzt von Assistenzsystemen, die das Fahren immer sicherer und komfortabler machen.
2. Wie wichtig ist die IAA MOBILITY als Plattform, um innovative Ideen und Kooperationen voranzutreiben?
Vor jeder Mobilitätsmesse höre ich immer wieder, dass sich das Format einer physischen Technologieschau für Automobilunternehmen irgendwie überholt habe. Das sehe ich ganz anders. Ehrlich, ich freue mich immer regelrecht, wenn die IAA MOBILITY ansteht. Auf den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen unserer Kunden, mit spannenden Startups, mit der Politik, mit der Öffentlichkeit und auch mit dem Wettbewerb. Die IAA MOBILITY ist die wichtigste Netzwerkplattform in Europa für Automotive-Unternehmen. Und die zentrale Bühne für Technologien in allen Schlüsselbereichen: Software-definiertes Fahrzeug, automatisiertes Fahren, Künstliche Intelligenz, innovative Interieurkonzepte für eine neue Nutzererfahrung.
3. Welche praktischen Anwendungen und Kooperationen erwarten Sie, die auf der IAA MOBILITY hervorgehoben werden könnten?
Die IAA MoOBILITY bietet eine hervorragende Plattform, um bestehende Technologiepartnerschaften sichtbar zu machen und neue Impulse für zukünftige Kooperationen zu setzen. Besonders im Fokus stehen dabei innovative Anwendungen rund um Cloud- und KI-Technologien, wie sie etwa in der Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Amazon Web Services oder Google realisiert werden.
Darüber hinaus ist die IAA MOBILITY ein zentraler Austausch über die Zukunft der Mobilität. Im Mittelpunkt stehen unter anderem die Innovationen der großen OEMs bei verschiedenen Schlüsselthemen: etwa bei der Demonstration von teilautonom agierenden Level-3- und Level-4-Systemen, bei der Präsentation neuer Fahrzeugarchitekturen für das Software-definierte Fahrzeug oder bei der Integration von Cloud- und KI-Technologien. Neben den großen Playern sind es gerade die jungen Unternehmen und Start-ups, die mit visionären Konzepten zur Mobilität von morgen auf sich aufmerksam machen. Hier entstehen oft die Ideen, die unsere Branche langfristig prägen werden, etwa in den Bereichen intermodale Mobilität, Mikromobilität oder Smart City.
4. Welche Projekte werden Sie auf der IAA MOBILITY präsentieren?
Die komplette Auflistung würde den Rahmen unseres Gesprächs sprengen. Ich kann nur wirklich empfehlen, bei uns am Stand in Halle B1 vorbeizuschauen, wir haben zum Start von AUMOVIO ein richtig spannendes Innovations-Portfolio zusammengestellt. Wir zeigen Neuentwicklungen in vier zukunftsweisenden Themenwelten: „Autonomous“, „Connected“, „Safe“ und „Exciting“. Das Spektrum reicht vom Sensor-Ökosystem für automatisiert fahrende Autos über Bremstechnologien speziell für E-Fahrzeuge bis hin zu hochinnovativen, KI-gesteuerten Software- und Cyber-Security-Lösungen.
Dabei sind es oft die vermeintlich unscheinbaren Technologien, die essenziell für eine moderne, vor allem nachhaltige Mobilität sind. Wir präsentieren zum Beispiel unseren Green Electric Caliper, einen elektrischen Bremssattel, den wir speziell auf die Anforderungen von E-Fahrzeugen ausgerichtet haben. Zudem zeigen wir unser Corner Module, das E-Motor, Bremssystem, Lenkung und Federung erstmals in eine kompakte Chassiseinheit für einen Standard-Pkw packt. Die darin enthaltene skalierbare Antriebs-Brems-Einheit haben wir gemeinsam mit dem Münchner Hightech-Startup DeepDrive entwickelt.
5. Wie kann die IAA MOBILITY dazu beitragen, nachhaltige Technologien und Ansätze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
In der Frage klingt die Antwort schon mit: Technologien der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und damit auch die Endkundinnen und Endkunden aktiv mitzunehmen. Denn was nützen die besten Innovationen, wenn sie nur innerhalb der Entwicklungsabteilungen zirkulieren, aber am tatsächlichen Bedarf und Interesse der Nutzerinnen und Nutzer vorbeigehen? Fragen in diese Richtung haben wir im Vorfeld der IAA auch Fahrzeugnutzerinnen und -nutzern gestellt. Die Ergebnisse unseres Mobilitätsmonitors werden wir auf der IAA vorstellen und hoffen, dass sie zur Diskussion anregen
Ganz entscheidend ist es, Technologien erlebbar zu machen durch anschauliche, verständliche Demonstratoren, die komplexe Inhalte greifbar machen. Ebenfalls wichtig ist es, auch kritische Fragen und Ambivalenzen zu thematisieren und aufzuklären: Wie sicher sind KI-Systeme? Wie zuverlässig funktionieren autonom fahrende Autos? Was passiert mit meinen Daten? Und wie sieht wirklich nachhaltige Mobilität aus – inklusive der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die dafür notwendig sind? Genau hier setzt die IAA MOBILITY an: Sie bietet nicht nur eine Bühne für Innovationen, sondern auch Raum für Dialog, Aufklärung und kritische Reflexion.
6. Wie arbeiten Sie mit Automobilherstellern zusammen, um Innovationen schneller auf die Straße zu bringen?
AUMOVIO gehört von Beginn an zu den führenden Partnern der Automobilhersteller. Wir zählen fast alle relevanten Hersteller weltweit zu unseren Kunden. Wesentlich für unsere Kundenbeziehungen ist eine enge, vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Gerade bei komplexen Entwicklungsthemen arbeiten wir sehr früh und sehr tief mit unseren Kunden zusammen. Etwa bei der Entwicklung moderner Elektrik- und Elektronikarchitekturen mit leistungsstarken High-Performance Computern, mit innovativen Zone-Control-Units, bis hin zum Einsatz von KI-Systemen und von Cloud-Anwendungen schon im Entwicklungslabor.
Das alles geschieht vor dem Hintergrund immer schnellerer Entwicklungszyklen und aus Sicht der europäischen Industrie auch neuer Wettbewerber insbesondere aus China. Entscheidend für künftige Erfolge ist: Wesentliche Technologietrends mitzugestalten, die schnellere Integration von neuen Funktionen, die Einrichtung von Plattformen und Baukastensystemen gemeinsam mit den Automobilherstellern, Standardisierungen und nicht zuletzt passgenaue Angebote für jeden Markt. Der Dreiklang unseres Erfolgs lautet daher: Lead, transform, deliver. Wir wollen die Technologieführerschaft, wir passen unser Produkt-Portfolio jederzeit den Kundenerwartungen und Kostenstrukturen an, und wir liefern: maßgeschneiderte Innovationen für heute, für morgen und für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft.