
Wendy Bauer ist Group President bei 3M für die Transportation and Electronics Business Group des Unternehmens und leitet die Geschäftssegmente von 3M mit Fokus auf Automobil und Transport, Elektronik, Halbleiter, Energie und Luft- und Raumfahrt, unter anderem.
Vor ihrer Tätigkeit bei 3M leitete Wendy die globale Automotive- und Manufacturing-Organisation von Amazon Web Services. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie, wobei ihr Fokus auf Innovation stets in Kundenzentrierung und branchenweiter Zusammenarbeit verankert war.
Kürzlich wurde Wendy unter anderem ausgezeichnet als eine der Automotive News 100 Leading Women 2025, als eine der Top 25 Women in Automotive von Automobilwoche in Europa (2024), als Software-Defined Vehicle Innovator Leader von MotorTrend (2023) sowie als eine der Top 100 Women in North America Auto Industry (2020 und 2025).
1. Was möchten Sie auf der IAA MOBILITY präsentieren bzw. worüber werden Sie dort sprechen?
Auf der IAA MOBILITY 2025 wird 3M zeigen, wie wir mit Innovationen die nächste Generation der Mobilität ermöglichen. Wir werden demonstrieren, wie moderne Materialwissenschaft nicht nur unterstützt, sondern aktiv die Entwicklung von Elektrofahrzeugen, autonomen Systemen, nahtloser Konnektivität und einer stärkeren Personalisierung für Verbraucher vorantreibt. Dazu gehören Innovationen im Thermomanagement für Batterien, Leichtbaulösungen, hochentwickelte Klebstoffe für Multi-Material-Verbindungen, innovative optische Folien für Displays, Elektronik-Materiallösungen für elektrische Architekturen, Schutzlösungen und vieles mehr.
In meinen Gesprächen mit Besucherinnen, Besuchern und Kunden vor Ort möchte ich hervorheben, wie entscheidend die lange Innovationsgeschichte von 3M für die Lösung komplexer technischer Herausforderungen und die Beschleunigung der Zukunft der Branche ist. Und in meiner Podiumsdiskussion am Mittwoch mit Samsung Display und Audi auf der Main Stage werde ich meine Perspektive auf die rasante Beschleunigung der Branchen-Innovation teilen – und wie sie die Art und Weise verändert, wie 3M mit Unternehmen in unterschiedlichsten Technologie-Bereichen zusammenarbeitet.
2. Welche technologischen Entwicklungen werden Ihrer Meinung nach die größte Wirkung auf die Mobilität der kommenden Jahre haben?
Software-Defined-Vehicle-(SDV)-Architekturen stellen einen revolutionären Wandel im Fahrzeugdesign dar; sie verändern grundlegend, wie Fahrzeuge gebaut und erlebt werden. Durch die Zentralisierung von Rechenleistung und flexible Softwaresteuerung ermöglichen SDVs kontinuierliche Over-the-Air-Updates, die neue Funktionen bereitstellen, die Leistung optimieren und die Sicherheit aus der Ferne erhöhen. Dies schafft ein sich ständig verbesserndes, personalisiertes Nutzererlebnis, eröffnet neue Umsatzquellen und führt gleichzeitig zu schnelleren Innovationszyklen für Hersteller.
Bei 3M spielen wir eine entscheidende Rolle dabei, diese softwaredefinierte Zukunft zu ermöglichen – durch enge Zusammenarbeit „von Laborbank zu Laborbank“ und materialwissenschaftlich basierte Lösungen. Unsere Innovationen sind entscheidend für den Schutz von Sensoren, das Wärmemanagement leistungsstarker Prozessoren, die Verbesserung von Innenraum-Displays, den Leichtbau von Komponenten und eine robuste Konnektivität durch Elektronik-Materiallösungen. Während Software die Intelligenz und das Erlebnis eines Fahrzeugs definiert, liefern die Materialien von 3M das kritische Fundament, das diese hochentwickelten, vernetzten und wandelbaren Fahrzeuge zuverlässig und energieeffizient macht.
3. Welche Ziele verfolgen Sie mit der IAA MOBILITY 2025 und auf welche Themen legen Sie den Fokus?
Unser Ziel ist es, unsere strategischen, innovationsorientierten Partnerschaften mit führenden OEMs, Tier-1-Zulieferern und Technologieunternehmen, die die Zukunft der Mobilität gestalten, zu stärken und auszubauen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, die aufkommenden Herausforderungen der Branche weltweit in Echtzeit besser zu verstehen und gemeinsam mit Kunden innovative Lösungen zu entwickeln, die exakt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Ein Schwerpunkt liegt für uns in der wachsenden Konvergenz von Mobilität mit Unterhaltungselektronik und Halbleitern sowie in der Integration von Software mit Materialien. Wir sind überzeugt, dass 3M einzigartig positioniert ist, um OEMs und Tier-Zulieferern dabei zu helfen, diese Welten zu verbinden. Die IAA MOBILITY bietet uns eine globale Plattform, um aufzuzeigen, wie wir hier unterstützen können – und um wichtige neue Kontakte zu knüpfen.
4. Welches wichtige Zukunftsthema erhält Ihrer Meinung nach in der Mobilitätsdebatte zu wenig Aufmerksamkeit?
Vieles konzentriert sich auf die Fahrzeuge selbst – Batterietechnologien, Emissionen, Leichtbau. Doch das größere Bild umfasst auch Straßen, Beschilderung und Infrastrukturen, die Mobilität tragen und vernetzen. Müssen wir Straßenmarkierungen, Kennzeichen oder Verkehrszeichen verändern, um sie für autonome Fahrzeuge tauglich zu machen? Welche Upgrades brauchen wir in Daten- und Konnektivitätssystemen, damit autonome Autos in Echtzeit miteinander und mit der Infrastruktur kommunizieren können? Decken wir die wachsende Nachfrage nach neuen Chips für softwaregetriebene Fahrzeugtechnologien ab? Haben wir die Infrastruktur, um die riesigen Datenmengen zu verarbeiten?
Bei 3M sind wir in einer einzigartigen Position, all diese Herausforderungen mit anzugehen. Unsere Materialien und Technologien spielen schon heute eine zentrale Rolle – von Verkehrssicherheit und Konnektivitäts-Infrastruktur über fortschrittliche Elektronik und Thermomanagement in Fahrzeugen bis hin zu modernsten Anforderungen in der Halbleiterfertigung. Je weiter sich Mobilität entwickelt, desto stärker können wir Lösungen liefern – über das Fahrzeug hinaus, bis hin zur Straße und den zugrunde liegenden Infrastrukturen, die Mobilitätsinnovationen erst ermöglichen.
5. In welchem Bereich der Mobilität sehen Sie das größte Potenzial – und wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?
Ich sehe erhebliche Chancen für Lösungen, die Montage-, Demontage- und Reparaturherausforderungen bei Elektronikkomponenten und EV-Batterien adressieren. Wenn wir bereits in der frühen Phase gemeinsam mit OEMs innovative Lösungen entwickeln, können wir über den gesamten Fahrzeuglebenszyklus hinweg bessere Erfahrungen schaffen: Flexibilität in der Produktion, Zugänglichkeit während der Nutzung und Effizienz am Lebensende.
6. Mit welchen Partnern oder Stakeholdern möchten Sie sich auf der IAA MOBILITY vernetzen – und warum?
Auf der IAA MOBILITY werden sich unsere Teams mit OEMs und Tier-1-Zulieferern zu Plattformen der nächsten Fahrzeuggeneration austauschen, mit Herstellern von Elektronik, Sensoren und elektrischen Architekturen über Lösungen für Displays sowie Wärme- und Energiemanagement sprechen, mit Batteriezulieferern über Leistungs- und Thermomanagementverbesserungen diskutieren und mit Software-/KI-Entwicklern über Optimierungslösungen für Fahrzeugsysteme beraten. Wichtige technische Führungskräfte von 3M werden an unserem Stand präsent sein, um aktive Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze zu besprechen. Zudem wollen wir im Dialog mit Branchenverbänden und politischen Entscheidungsträgern bleiben, um die Mobilitätszukunft und passende Regulierungen weiter zu gestalten.
Die sich rasant entwickelnde Automobilindustrie erfordert intensivere Zusammenarbeit über Technologiefelder hinweg. Wir müssen den kontinuierlichen Austausch mit OEMs und Zulieferern aufrechterhalten, Partnerschaften mit technischen Teams pflegen, um Lösungen zu entwickeln, und mit institutionellen Entscheidungsträgern kooperieren, um bestmögliche Ergebnisse über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu erzielen.
7. Wie stellen Sie sich die Zukunft der Mobilität vor – und welche konkreten Veränderungen erwarten Sie in den nächsten zehn Jahren?
Ich sehe eine Zukunft der Mobilität, die nicht nur nahtlos vernetzt, zunehmend autonom und stark personalisiert ist, sondern auch von neuen Marktteilnehmern geprägt wird, die die Branche neu definieren. Während wir aufgrund von Fortschritten bei Batterietechnologie, Ladeinfrastruktur und Fahrzeug-Effizienz eine weit verbreitete Elektrifizierung erwarten können, glaube ich, dass traditionelle Verbrennerfahrzeuge weiterhin eine bedeutende Rolle spielen werden.
Insgesamt bin ich überzeugt, dass sich das rasante Innovationstempo weiter beschleunigen wird und die Nutzererfahrungen neu gestaltet – intuitiver, stärker integriert in den Alltag. Diese Entwicklung wird durch strategische Partnerschaften und gemeinsames Problemlösen entlang der gesamten Wertschöpfungskette getragen. Deshalb setzt sich 3M dafür ein, Seite an Seite mit Kunden und Partnern die Innovationen zu entwickeln, die die Branche als Nächstes benötigt.