Portrait - Martin Groschwald
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1. Was hat Sie motiviert, an der IAA MOBILITY 2025 teilzunehmen? Und was erwarten Sie sich von Ihrer Teilnahme?

Es ist bereits unsere dritte IAA Mobility, bei der wir die Freude haben, in unserer Heimatstadt München mitzuwirken. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Veranstalter uns dabei unterstützen, die IAA Mobility zu dem global größten Hub für alles rund um Automotive Design zu entwickeln. Wir sind gemeinsam auf einem großartigen Weg und können es kaum erwarten, dieses Jahr wieder einen Gang höher zu schalten.

Interview
mit Martin GroschwaldCEO von Konzepthaus

2. Welches Mobilitätskonzept inspiriert Sie derzeit am meisten und warum? 

So sehr ich schöne Sportwagen immer noch liebe – meine absoluten Favoriten sind im Moment kleine Fahrzeuge – insbesondere die japanischen Kei Cars und der Citroën Ami. Wenn man sieht, wie sich unsere Städte momentan entwickeln, haben diese kleinen Fahrzeuge alles, was es braucht, um unseren urbanen Lebensstil positiv zu beeinflussen. 

3. Welche Innovationen in Ihrem Bereich werden in den nächsten fünf Jahren die urbane Mobilität am stärksten verändern? 

Es ist vielleicht nicht die Innovation, an die die meisten denken (KI), sondern vielmehr eine Innovation in der Struktur und Verantwortung der Designabteilungen innerhalb der OEMs. Wir werden massive Veränderungen in den Kernkompetenzen und in der Rolle sehen, die Design bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge spielen kann und sollte. Viele Abteilungen werden sich stärker zu reinen Dienstleistern entwickeln, während Design zum Treiber für neue Konzepte, Erlebnisse und ein neues Markenverständnis wird. 

4. Wie sehen Sie die Rolle öffentlich-privater Partnerschaften bei der Förderung innovativer Mobilitätslösungen? 

Der öffentliche Sektor ist absolut entscheidend. Der private Sektor ist – zurecht – auf Profit fokussiert, doch der öffentliche Sektor versteht Mobilität und Verkehr auf eine andere Weise: als Dienstleistung, die stark subventioniert wird, um der Bevölkerung Möglichkeiten zu eröffnen. In diesem Bereich sehen wir aktuell weder einen richtigen Impact, noch einen Plan oder gar eine Idee. Vor allem im ländlichen Raum, wo es dringend einen Entwicklungsschub bräuchte, passiert derzeit fast nichts. Ich würde sogar behaupten, dass das föderale System in Deutschland nicht optimal aufgestellt ist, um eine solche Entwicklung erfolgreich umzusetzen. Dafür müsste der Impuls von der zentralen Regierung kommen. 

5. Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich derzeit in Ihrem Bereich stellen müssen, und wie gehen Sie damit um? 

Im Designbereich liegt eine der größten Herausforderungen darin, zu vermitteln, welchen Wert eine moderne, ganzheitlich aufgestellte Designabteilung für die Produktentwicklung und -definition – jenseits des klassischen Stylings – haben kann. Der Wandel vom internen Dienstleister hin zu einer substanziellen Abteilung mit Platz auf Vorstandsebene ist essenziell, um künftig bessere und neue Produkte und Erlebnisse zu schaffen. 

6. Welches zukunftsweisende Thema erhält aus Ihrer Sicht zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit? 

Führungskompetenz. In einer Welt, in der wir ständig technologische Innovationen erleben, brauchen wir einen enormen Schub an Führungskultur und Mut. Es geht nicht nur darum, interne Teams auf eine Arbeitswelt des permanenten Wandels vorzubereiten, sondern auch um eine komplett neue Entwicklung von Kompetenzen. 

7. In welchem Bereich der Mobilität sehen Sie das größte Potenzial – und wo besteht der größte Verbesserungsbedarf? 

Kleine und günstige Mobilität! Wir müssen sicherstellen, dass wir erschwingliche Mobilitätslösungen anbieten – in unterschiedlichen Formen, Größen und Preismodellen. Der größte Handlungsbedarf liegt darin, dass Regierungen und die EU die ständig wechselnden Regularien eingrenzen, um es OEMs überhaupt zu ermöglichen, solche kostengünstigen Fahrzeuge zu entwickeln. Etwas mehr Pragmatismus und weniger Überregulierung wären eine gesunde Grundlage für Fortschritt. 

8. Die IAA MOBILITY ist die führende globale Plattform für Mobilität und bringt Innovatoren aus allen Bereichen zusammen. Mit wem möchten Sie im kommenden September in Kontakt treten – und warum? 

Ich freue mich vor allem darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Gleichzeitig ist es für uns entscheidend, die Rolle von Design gegenüber den Stakeholdern zu positionieren und ihnen den bestmöglichen Eindruck zu vermitteln – damit sie erkennen, dass sie ihren führenden Kreativen mehr Verantwortung anvertrauen können. Ich möchte vermeiden, dass wir wieder Ankündigungen von „designgetriebenen Organisationen“ hören, und zwei Jahre später keine tatsächliche Entwicklung zu sehen ist. Wir müssen es besser machen! 

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