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1. Was hat Sie motiviert, an der IAA MOBILITY 2025 teilzunehmen?

Und was erwarten Sie sich von Ihrer Teilnahme? Nachhaltigkeit und insbesondere das Konzept der Kreislaufwirtschaft sind zentrale Themen der diesjährigen IAA MOBILITY. Als Premiumreifenhersteller verstehen wir uns als integralen Bestandteil der Wertschöpfungskette der Mobilität. Reifen spielen eine entscheidende Rolle dabei, nachhaltige, sichere und effiziente Mobilität zu ermöglichen. Mit meiner Teilnahme an der IAA MOBILITY 2025 als Speaker und Experte für Reifenmaterialien möchte ich aufzeigen, welchen bedeutenden Beitrag innovative, nachhaltige Reifenmischungen auf Basis erneuerbarer Rohstoffe und Recyclingkonzepte für die Mobilität der Zukunft leisten können.

Interview
mit Dr. Massimo CialoneChief Engineer Material & Compounding bei Hankook Tire Europe Technical Center

2. Welches Mobilitätskonzept inspiriert Sie derzeit am meisten – und warum?

Mich inspirieren besonders integrierte, multimodale Mobilitätslösungen, die öffentlichen Verkehr, Shared Mobility und Mikromobilität nahtlos miteinander verknüpfen. Solche Konzepte haben das Potenzial, Emissionen deutlich zu senken und den urbanen Verkehr flexibler und benutzerfreundlicher zu gestalten. Als Reifenexperte sieht Hankook seine Rolle darin, diese Entwicklungen mit Produkten zu unterstützen, die nicht nur sicher und langlebig sind, sondern auch zur Effizienz und Nachhaltigkeit beitragen – etwa durch niedrigen Rollwiderstand oder den Einsatz erneuerbarer und recycelter Materialien.

3. Welche Innovationen in Ihrem Bereich werden unsere Fortbewegung in Städten in den nächsten fünf Jahren am stärksten verändern?

Die wohl bedeutendsten Veränderungen werden durch Fortschritte bei nachhaltigen Reifenmaterialien und intelligenten Reifentechnologien entstehen. Der zunehmende Einsatz biobasierter und recycelter Materialien sowie Verbesserungen in der nachhaltigen Reifenproduktion werden den ökologischen Fußabdruck von Reifen deutlich reduzieren.

4. Vor welchen größten Herausforderungen steht Ihre Branche aktuell – und wie begegnen Sie diesen?

Unsere Branche sieht sich mit strengeren Regulierungen, steigenden Nachhaltigkeitserwartungen seitens der Fahrzeughersteller und schnellen technologischen Veränderungen konfrontiert. Gleichzeitig dürfen wir keine Kompromisse bei Leistung, Sicherheit oder Langlebigkeit eingehen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, investieren wir stark in Innovation, fokussieren uns auf den Einsatz neuer nachhaltiger Rohstoffe und optimieren unsere Produktionsprozesse. Eine enge Zusammenarbeit mit OEMs stellt sicher, dass unsere Reifentechnologien höchsten Anforderungen sowohl für konventionelle als auch neue Fahrzeugtypen gerecht werden.

5. Wie wichtig ist für Sie das Nutzererlebnis – und wie erheben und integrieren Sie Nutzerfeedback?

Wir arbeiten eng mit OEMs und Flottenbetreibern zusammen, um Leistungsdaten zu analysieren. Diese Erkenntnisse fließen systematisch in unsere Entwicklungsprozesse für Erstausrüstungsprodukte ein. Darüber hinaus organisieren wir Fahrevents für Medien und Endverbraucher, bei denen unsere Produkte direkt erlebt werden können. Zusätzlich arbeiten wir mit Partnern und Organisationen zusammen, um die Mobilität der Zukunft aktiv mitzugestalten.

6. Welches wichtige Zukunftsthema erhält Ihrer Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit?

Ein Bereich, der mehr Beachtung verdient, ist der rasche Fortschritt beim Einsatz nachhaltiger und erneuerbarer Rohstoffe in der Reifenproduktion. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass es heute möglich ist, den Anteil an natürlichen und biobasierten Materialien in modernen Reifen deutlich zu erhöhen – ohne dabei Abstriche bei Sicherheit oder Fahrkomfort zu machen. Diese Entwicklungen sind das Ergebnis intensiver Forschung und enger Zusammenarbeit mit Zulieferern und Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch die Weiterentwicklung dieser Technologien können wir die Umweltbelastung der Mobilität deutlich verringern – bei gleichbleibend hoher Performance und Zuverlässigkeit.

7. In welchem Bereich der Mobilität sehen Sie das größte Potenzial – und wo den größten Verbesserungsbedarf?

Ich sehe großes Potenzial in der Entwicklung geschlossener Materialkreisläufe, also der Kreislaufwirtschaft, innerhalb der Reifenindustrie. Wenn es gelingt, den Anteil recycelter Materialien zu erhöhen und die Recyclingprozesse weiter zu verbessern, kann ein bedeutender Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden. Der größte Verbesserungsbedarf liegt in der Förderung sektorübergreifender Zusammenarbeit und im Aufbau der notwendigen Infrastruktur, um diese Kreisläufe im großen Maßstab umzusetzen.

8. Die IAA MOBILITY ist die führende globale Mobilitätsplattform, die Innovatoren aus allen Bereichen der Mobilität zusammenbringt. Mit wem möchten Sie sich im kommenden September vernetzen – und warum?

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Mobilität erfordern einen ganzheitlichen Ansatz. Reifen sind zwar ein zentrales Element, doch das gesamte Ökosystem muss berücksichtigt werden – von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion bis hin zu Recycling und Wiederverwendung. Besonders interessieren mich Kontakte zu Expert:innen und Partner:innen, die diese umfassende Perspektive teilen. Gerade im Bereich der Kreislaufwirtschaft bin ich überzeugt, dass wir in naher Zukunft viele weitere innovative und nachhaltige Lösungen im Mobilitätssektor sehen werden. Durch den Austausch von Ideen und eine enge, branchenübergreifende Zusammenarbeit können wir die Entwicklung und Umsetzung dieser zukunftsweisenden Konzepte deutlich beschleunigen.

Interviews im Überblick