News

Was kostet das Aufladen eines E-Autos?

Die E-Mobilität verspricht mehr Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und eine saubere Umwelt. Außerdem könnten Elektroautos den Verbrauchern Geld sparen. Doch wie fließt der Strom möglichst günstig?

Die E-Mobilität verspricht mehr Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und eine saubere Umwelt. Außerdem könnten Elektroautos den Verbrauchern Geld sparen. Doch wie fließt der Strom möglichst günstig?

Die Deutschen sind wieder Weltmeister. Im Sparen. Im Jahr 2021 haben Deutsche gut 15 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die Hohe Kante gelegt. Das private Geldvermögen belief sich auf gut 7,7 Billionen Euro. Das sind noch einmal sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Der Grund: die noch immer hohe Ersparnis, die nach dem Corona-Jahr 2020 sogar wieder gesunken ist.

Sparen spielt auch beim Erwerb eines Elektroautos eine bedeutende Rolle. Etwa 41 Prozent der Menschen, die sich zukünftig ein Elektroauto leisten wollen, erwägen laut einer Umfrage des Energiekonzerns E.ON den Umstieg auf sogenannte Stromer aus wirtschaftlichen Motiven. So sollen die Kosten für die Wartung und den Betrieb der Elektroautos langfristig geringer sein. Strom als Ersatz für herkömmliche Treibstoffe wie Benzin oder Diesel – das erscheint vielen als lukrative Alternative. Doch sind Stromer auf lange Sicht wirklich günstiger? Und wie könnten Fahrer von Elektroautos bei der hauseigenen Ladeinfrastruktur sparen? Die IAA MOBILITY beantwortet die wichtigsten Fragen.

Laden an der Haushaltssteckdose oder Ladestation?

Wo und wie lange das strombetriebene Vehikel laden? Diese vermeintlich simplen Fragen plagen viele Mobilitätsfans. Auch wenn die Investitionen in die Ladeinfrastruktur in Deutschland zuletzt stiegen, gilt das Ladenetz noch immer als Flickenteppich. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) plädiert seit Jahren für die flächendeckende Erweiterung der Ladelandkarte. Auf seiner Website informiert der VDA mit einem Ranking vierteljährlich über die Fortschritte beim Infrastrukturausbau.

Weil sich viele Besitzer von E-Autos nicht auf öffentliche Ladepunkte verlassen wollen (oder können), investierten sie dank der beliebten Förderung für Wallboxen in private Stromtankstellen. Andere wiederum scheuen diese Anschaffungskosten und erwägen, E-Autos über die normale Haushaltssteckdose zu laden.

Vom Laden der eigenen Autos über die üblichen Schutzkontaktsteckdosen raten Experten jedoch ab. Zwar ist das behelfsmäßig möglich, doch sinkt die Ladeleistung rasch. Es drohen langwierige Ladevorgänge. Auch sind die Steckdosen nicht für derlei Vorhaben konzipiert und nur für kurze Zeit mit dem maximalen Bemessungsstrom von 16 Ampere belastbar.

Besonders bei bereits verschlissenen Steckdosen steigt das Brandrisiko. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft ermahnt E-Fahrer, ihre Fahrzeuge keinesfalls an normalen Steckdosen zu laden. Die Versicherungsspezialisten betonen, dass viele laufende Policen mögliche Elektrobrandschäden nicht abdecken würden.

Die sicherere Lösung: sogenannte Wallboxen. Diese können Fahrzeugbesitzer sowohl mit Starkstrom (400 Volt) als auch mit normalen Haushaltsstrom (230 Volt) betreiben. Die Boxen minimieren Ladeverluste und senken dadurch die Ladekosten. Zugleich vermeiden sie Brandrisiken. Die staatseigene KfW-Bank fördert die Anschaffung und Installation dieser Wallboxen.

Wovon hängen die Ladekosten eines Elektroautos ab?

E-Fahrzeuge sollen Umweltbelastungen reduzieren und die mobile Gesellschaft langfristig von fossilen Brennstoffen emanzipieren. Sie sollen, so versprechen es Befürworter der Mobilitätswende, den Fahrer rasch finanzielle Vorteile bringen.

Dafür gelten die Betriebskosten der Stromer als der wichtigste Hebel zum Kostensparen. Wie teuer der Unterhalt eines Elektroautos ist, bestimmen Variablen wie die Kosten für die Installation der Ladeinfrastruktur und die aktuellen Strompreise. Auch die eigenen Fahrgewohnheiten sowie der Energieverbrauch des Fahrzeugmodells beeinflussen die Aufwände.

Wie viel der Betrieb eines Fahrzeugs mit Elektroantrieb kostet, hängt außerdem von klassischen Standortfaktoren ab. Nutzer sparen viel Geld, wenn sie auf den Firmenparkplätzen ihrer Arbeitgeber kostenlos oder zumindest vergünstigt Strom tanken dürfen. Manche Städte sind dicht mit Ladesäulen gespickt, sodass Fahrer genügend Angebote vorfinden und nicht auf private Anlagen zurückgreifen müssen. Andernorts ist die Lage dagegen so karg, dass ein eigener Ladeanschluss unerlässlich ist.

© Volkswagen AG

Die richtige private Ladestation finden

Grundsätzlich gibt es für Privathaushalte verschiedenste Angebote: Dazu gehören Wallboxen, Ladesäulen oder sogenannte Schnellladestationen.

Die Preisabweichungen klaffen teilweise weit auseinander. Der wichtigste Unterschied zwischen bekannten Basis- und Pro-Angeboten ist die Ladezeit. Je schneller eine Ladesäule eine Autobatterie vollständig laden kann, desto teurer ist normalerweise die Technik.

Höherwertige Ladestationen bieten weitere Vorteile wie integrierte Stromzähler oder ermöglichen das App-gestützte Charging. Nutzer können die Ladevorgänge über das Smartphone aktivieren, steuern und jederzeit beobachten. So vermeiden sie beim morgendlichen Gang zum Stellplatz unangenehme Überraschungen – wie etwa eine leer gefahrene Batterie.

Welche Technik im Einzelfall passt, ist wiederum abhängig von Faktoren wie den eigenen Fahrgewohnheiten, dem Fahrzeugtyp oder dem Standort des Stellplatzes.

Drei Lade-Szenarien

  1. Wer in einem E-Kleinwagen nur unregelmäßig kurze Strecken zurücklegt und sehr selten spontan fährt, kann bereits mit einer Basic-Wallbox zufrieden sein. Wichtig ist der Zugang zu einem eigenen Starkstromanschluss. Ein Garagenplatz oder ein fester Parkplatz sollten vorhanden sein.
  2. Wer einen größeren E-Wagen fährt und häufig unterwegs ist, sollte sich für ein sogenanntes “Connect-Gerät” entscheiden. Diese besitzen mehr Ladepower und noch wichtiger: Via App können die Fahrer permanent die aktuellen Ladevorgänge beobachten und sich vergewissern, dass das Gefährt ausreichend Strom bezieht.
  3. Wer seinen Stromer häufig mit hohem Verbrauch bewegt und dazu nicht jede Fahrt langfristig planen kann, sollte einen sogenannten Schnelllader wählen. Diese bieten stärkere Ladeleistungen und verkürzen sofort die Standzeiten, manchmal sogar um Stunden. Das erleichtert spontane Fahrten mit möglichst hoher Reichweite. Ein weiterer Vorteil für Vielfahrer: Die meisten Pro-Geräte besitzen einen integrierten Stromzähler. So können die Besitzer den tatsächlichen Stromverbrauch für die Ladeaktivitäten vom normalen Haushaltsvolumen abgrenzen. Fahrer von Firmenwagen profitieren besonders davon, weil der Arbeitgeber einen Teil der Versorgungskosten trägt und die angefallenen Kosten transparent einsehen kann.

Kaufen oder Mieten?

Ob Wallbox oder Ladesäule: Die Installationskosten verschrecken – trotz umfangreicher Förderprogramme der Bundesregierung – bisweilen die Interessenten, die die Vorteile der E-Mobilität noch nicht ausprobiert haben und erst erfahren möchten. Viele scheuen die aufwendigen Investitionen, von denen sie nicht wissen, ob sie diese überhaupt langfristig nutzen wollen. Manche können nur erahnen, wie hochwertig und funktionell die private Infrastruktur sein muss. Und ganz andere hoffen, dass ihr Arbeitgeber oder die örtliche Kommunen zeitnah bessere Angebote für sie schaffen. Auch bei Ladesäulen und Ladestationen existieren anscheinend Bindungsängste.

Die Lösung für chronische Zweifler: Mittlerweile gibt es zahlreiche Angebote für die mietbaren Ladestationen. Die Systeme funktionieren genauso wie gekaufte Geräte und gelten übergangsweise als günstige wie flexible Alternativen. Langfristig sind diese Rental-Angebote jedoch deutlich kostenintensiver als einmalig erworbene Lösungen.

© BMW

Lohnen sich zusätzliche Stromtarife für private Ladestationen?

Allein im Juni 2022 wurden laut aktueller VDA-Zahlen 32.234 rein elektrisch betriebene Pkw in Deutschland neu zugelassen, ein Anteil von 14,4 Prozent. Die Neuzulassungen des ersten Halbjahres überstiegen die des Vorjahres um 12,5 Prozent – während die von Autos mit Verbrennungsmotor weiter sinken.

Das wachsende Interesse an Fahrzeugen, die Nutzer mit Strom betreiben, sorgt gleichzeitig dafür, dass mehr und mehr Unternehmen den Markt mit lukrativen Versorgungsangeboten speisen. So bieten lokale Grundversorger und deutschlandweit aktive Energiediscounter besondere Tarife für E-Fahrer.

Dabei werben die Anbieter teilweise sehr kreativ. Sie offerieren diverse Ökostrom- und spezielle Sparangebote. Wer nachts lädt, erhält mancherorts deutliche Rabatte. Die Grundbedingung für den separaten Stromtarif fürs Auto: E-Fahrer müssen ihre Wallboxen oder Ladesäulen mit einem separaten Stromzähler betreiben. In höherwertigen Systemen sind diese bereits integriert. Andernfalls müssen Interessenten ihre Ladesysteme mithilfe der Energieversorger nachrüsten.

Ein separater Stromtarif für die Ladesäule bringt zahlreiche Vorteile. So können Haushalte ihren vertrauten (und günstigen) Grundversorger behalten und für den Pkw ein konkretes Zusatzangebot wählen. Dazu kommt: Zahlreiche Stromanbieter kreieren mittlerweile attraktive Packages. Sie kombinieren eigene Ladestationsmodule mit ermäßigten Versorgungsverträgen.

Elektroauto mit Fotovoltaik aufladen - lohnt sich das?

Fotovoltaik ist bei Eigenheimbesitzern noch immer beliebt. Die Anlagen produzieren – meist auf Hausdächern montiert – unter der gleißenden Sonne kostbare Energie. Bisher nutzen viele Privatpersonen den Strom für den eigenen Haushalt und leiten die verbleibende Restenergie in das Stromnetz ein. Zuletzt wurde genau das deutlich unattraktiver. Die Vergütungen der EEG-Umlage schrumpften.

Für Betreiber von Fotovoltaik-Anlagen ist es mittlerweile klüger, den Solarstrom entweder komplett zu verbrauchen oder in den hauseigenen Batteriespeichern für die Nacht oder sonnenarme Tage aufzubewahren. Das Gleiche gilt für die Ladung von Stromern. Für Besitzer von Fotovoltaik-Anlagen ist es ökonomischer, den Pkw mit dem produzierten Solarstrom zu laden als diesen teuer zu beziehen. So gesehen können E-Autos als fahrende Energiespeicher fungieren.

Generell brauchen Fahrer von Elektroautos eine Wallbox oder eine Ladesäule, um Fotovoltaik-Strom zu nutzen. Dabei können sie hauseigene Speicher anzapfen oder die in Echtzeit gewonnene Energie dem Pkw zuführen. Dabei sollten E-Fahrer beachten, dass die verfügbare Fotovoltaik-Ladepower schwanken kann. Hängen viele aktive Haushaltsgeräte am Stromnetz, bleibt weniger Strom für das Auto übrig. Die Ladedauer kann sich mitunter verzögern.

Was kostet einmal aufladen?

Es gab Zeiten, in denen Radiomeldungen über die aktuellen Tankstellenentwicklungen mehr Hörer-Interesse banden als die Wetterberichte oder Abendnachrichten. Manche Fahrer entwickelten Strategien, wie sie über die Woche möglichst günstig tanken konnten. Auch heute sind die Benzinpreise außergewöhnlich hoch – und sind längst zum Politikum geworden.

Die E-Mobilität macht die ersten Fahrer unabhängig von Tankstellen. Doch wie teuer ist ist eine volle Batterie und wie viel kosten 100 Kilometer Reichweite?

Rechenbeispiel 1: Batterie vollmachen
Ein E-Kleinwagen hat eine Kapazität von 41 Kilowattstunden.
Eine Kilowattstunde Haushaltsstrom kostet 29,4 Cent.

Für eine volle Batterie macht das einen Tankpreis von 12,04 Euro.

Zum Vergleich:
Ein Benziner mit 35 Litern Tankvolumen.
Ein üblicher Benzinpreis beträgt 1,53 pro Liter.

Für einen vollen Tank macht das 53,55 Euro

Rechenbeispiel 2: Kosten für 100 Kilometer
Ein Kleinwagen, der 100 Kilometer kombiniert Stadtverkehr und Autobahn fährt, verbraucht etwa 5,2 Liter. Das kostet bei einem Literpreis von 1,53 immerhin 7,96 Euro.
Ein E-Kleinwagen verbraucht etwa 18 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometern. Das verursacht bei Strompreisen von 29,4 Cent pro Kilowattstunde Kosten in Höhe von 5,29 Euro.
Nicht eingerechnet sind etwaige Ladeverluste oder die Anschaffungskosten für die nötige Ladeinfrastruktur, die die Bundesregierung finanziell fördert. Auch hier lässt sich eine einfache Rechnung aufstellen.

Ein Beispiel: Wollten E-Fahrer eine Wallbox oder eine Ladesäule drei Jahre für einen Pkw nutzen und im Schnitt zweimal wöchentlich laden, sind das in drei Jahren 312 Ladevorgänge. Kostet eine Wallbox nach Abzug der Förderprämie noch 450 Euro, entstehen pro Ladevorgang Infrastrukturkosten von 1,44 Euro.

Wie viel eine E-Ladung für den Stromer am Ende kostet, ist also nicht nur vom Stromtarif abhängig, sondern auch von weiteren Umständen. Sicher ist: Auf lange Sicht kann Strom tatsächlich günstiger sein als konventionelle Treibstoffe.

Weitere Artikel