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Netflix oder Bike-Abo?

Bild: Riese & Müller

Bild: Riese & Müller

Ein Fahrrad abonnieren, statt es zu kaufen – wie in anderen Gesellschaftsbereichen kommen Abo-Modelle auch in der Bikebranche immer mehr in Mode. Wir erklären, was es mit Fahrrad-Abos auf sich hat und welche Vorteile das Mieten von Fahrrädern bietet. Außerdem stellen wir fünf Anbieter vor, die mit ihren Abos bereits erfolgreich sind.

Die neuesten Hollywoodfilme bequem per Abo streamen. Software über Online-Subscriptions nutzen. Und Autos einfach per App anmieten, anstatt sie zu kaufen. Galten Abo-Modelle lange Zeit als veraltet und unflexibel, haben sie in den letzten Jahren die verschiedensten Branchen revolutioniert. Insbesondere Start-ups sorgen dafür, dass heute immer öfter gemietet statt gekauft wird. Wie stark dieser Trend ist, zeigen inzwischen auch verschiedene Umfragen – so etwa das aktuelle „Consumer Barometer“ des Wirtschaftsberatungsunternehmens KPMG und des Instituts für Handelsforschung der IFH Köln. Von den 500 repräsentativ online befragten Konsumentinnen und Konsumenten gaben so 71 Prozent an, Film-Streaming-Angebote zu nutzen. 41 Prozent nutzen wiederum Musik-Streaming regelmäßig. Doch nicht nur Medieninhalte werden heute vermehrt abonniert und nicht mehr fest gekauft, sondern auch Verbrauchsprodukte: 41 Prozent der Studienteilnehmenden haben dies schon einmal ausprobiert. 23 Prozent der Befragten sind darüber hinaus an einem Verbrauchsgüter-Abonnement interessiert. Zum Vergleich: 2017 hatten gerade einmal 14 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon einmal Verbrauchsprodukte abonniert.

Abonnieren statt kaufen – aufgrund dieser gesellschaftlichen Entwicklung kommt es daher nicht von ungefähr, dass Abo-Modelle längst auch die Fahrradbranche erreicht haben. „Fahrrad-Abos helfen den Menschen das Radfahren genießen zu können, ohne sich um Wartung und Reparatur sorgen zu müssen. Damit tragen Fahrrad-Abos dazu bei, dass sich noch mehr Menschen für das Fahrradfahren entscheiden“, erklärt André Illmer, General Manager für Zentraleuropa bei Swapfiets. Mit mehr als 280.000 Mitgliedern in verschiedenen europäischen Ländern gilt das niederländische Unternehmen als führend im Bereich Bike-Abos. Auch in Deutschland prägen die charakteristischen Abo-Räder mit den blauen Vorderreifen immer öfter das urbane Straßenbild. „Viele Menschen wollen gerne ein eigenes Fahrrad fahren, das jederzeit zur Verfügung steht, sich aber nicht um Wartung und Reparatur kümmern. Die Kombination aus Besitz eines Fahrrads und den bekannten Kurzzeit-Sharing-Konzepten für Autos oder Fahrräder ist das monatliche Fahrrad-Abo – ideal für die Mobilität in der Stadt“, so Illmer.

Wie funktionieren Fahrrad-Abos?

Das Funktionsprinzip eines Bike-Abos ist dabei ähnlich wie bei einem TV-Streaming-Anbieter – mit dem Unterschied, dass man gegen die monatliche Gebühr eben ein Fahrrad anstelle eines Films oder einer Serie bekommt. Bei Swapfiets kann man demnach ein Fahrrad oder E-Bike abonnieren. Damit aber nicht genug: Sollte es Probleme mit dem Fahrrad geben, steht innerhalb von 48 Stunden ein Reparaturservice ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung. Das bedeutet, dass man stets ein voll funktionsfähiges Bike nutzen kann – und zudem die Gewissheit hat, dass sich jemand darum kümmert, wenn etwas passiert. Die Kosten hängen dabei vom Modell ab. Das günstigste Swapfiets-Bike mit dem Namen „Original“ gibt es schon ab 18,90 Euro im Monat, das E-Bike „Power 7“ gibt es ab 79,90 Euro im Monat.

Swapfiets ist dabei bei weitem nicht die einzige Marke, die um die Gunst der Kunden buhlt. Auch beim Berliner Start-up Dance können seit 2020 E-Bikes gemietet werden. „Bei uns ist Fahrrad(ver-)leihen so einfach wie eine Verabredung zum Kaffee“, verspricht man wiederum auf der ebenfalls aus der deutschen Hauptstadt stammenden Plattform ListNRide. Und mit dem niederländischen Unternehmen Vanmoof und dem deutschen Hersteller Riese & Müller bieten inzwischen auch angestammte Fahrradfirmen Abos für ihre Modelle an. „Fahrrad-Abos sind eine neue Mobilitätslösung für Menschen, die im Alltag flexibel, unkompliziert und nachhaltig unterwegs sein möchten oder schon immer unverbindlich ein E-Bike über einen längeren Zeitraum individuell testen wollten“, erklärt Jörg Matheis, Chief Communication Officer bei Riese & Müller. „Frei wählbare Laufzeiten und die monatliche Zahlung machen Fahrrad-Abos besonders auch für jüngere Menschen attraktiv“, fügt er an.

Bild: Swapfiets

Was sind die Vorteile von Fahrrad-Abos?

Damit nennt Matheis bereits einige Vorteile, die sich Kundinnen und Kunden von Abo-Modellen versprechen. Auch das aktuelle „Consumer Barometer“ des Wirtschaftsberatungsunternehmens KPMG und des Instituts für Handelsforschung der IFH Köln liefert diese Erkenntnisse: So nennen 90 Prozent der Befragten die Möglichkeit, ein Abo jederzeit kündigen zu können, als Entscheidungskriterium. Auch eine versandkostenfreie Lieferung bei Abonnements (75 Prozent) und eine Preisgarantie über eine bestimmte Dauer (65 Prozent) sind Vorzüge von Abos. 64 Prozent der Befragten gaben zudem an, mit einem Abo Geld gegenüber dem klassischen Kauf sparen zu wollen. „Fahrrad-Abonnentinnen und -Abonnenten müssen sich nicht auf ein Modell festlegen, sondern können je nach Lebenssituation ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Bike fahren. Das Bike-Abo von Riese & Müller beinhaltet ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Service, Wartung, Versicherung und digitalen Services per App“, zählt Matheis weitere Argumente auf.

Es sind Argumente, die durchaus dazu beitragen könnten, dass Fahrrad-Abos in Zukunft weiter an Popularität gewinnen. Ein weiteres ist das Thema Nachhaltigkeit. Schon jetzt gelten Hersteller wie Riese & Müller und Swapfiets nämlich als Vorreiter, wenn es um den Klima- und Umweltschutz in der Bikebranche geht. Fahrrad-Abos können zusätzlich zum Umweltschutz beitragen. „Das Fahrrad ist nach wie vor das umweltfreundlichste Verkehrsmittel mit echten ‘zero emissions’. Radfahren allein hilft aber noch nicht. Deshalb investieren wir zunehmend in nachhaltige Produktion und vor allem die Entwicklung unseres gesamten Unternehmens hin zu einem Kreislaufwirtschaftsmodell. Unser erster Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2021 zeigt, dass das Fahrrad-Abo von Swapfiets zur Zirkularität des Unternehmens im Sinne der Kreislaufwirtschaft beiträgt“, sagt etwa Swapfiets-Manager André Illmer. Er ist sich deshalb sicher, dass Fahrrad-Abos ein Modell mit Zukunft sind: „Die Verkehrssituation in deutschen Städten ist nach wie vor von Autos geprägt. Doch Fahrräder können im Mobilitätsmix, auch was Nachhaltigkeit angeht, eine wichtige Rolle spielen.“

Fünf Anbieter für Fahrrad-Abos im Überblick

Swapfiets ist derzeit der wohl bekannteste Fahrrad-Abo-Anbieter. 2014 in den Niederlanden gegründet, hat man sich schnell zu einem der führenden Anbieter von Mikromobilität in Europa entwickelt und hat mittlerweile über mehr als 280.000 Mitglieder in den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich. Seit dem Frühjahr 2021 ist Swapfiets auch in Spanien (Barcelona), Österreich (Wien) und Lyon, Straßburg und Toulouse (Frankreich) aktiv. Swapfiets bietet ab einem monatlichen Preis von 18,90 Euro insgesamt vier Fahrradmodelle an, darunter auch zwei E-Bikes. Zudem gehört ein Reparaturservice zum Abo. Innerhalb von 48 Stunden werden dann Defekte repariert oder das Rad gegen ein runderneuertes, fahrtüchtiges Modell ausgetauscht.

Dance kommt aus Deutschland und wurde im Jahr 2020 gegründet. Bei Dance wählt man einfach eine Stadt und ein Fahrrad aus, und dieses wird direkt nach Hause geliefert. Als Mitglied erhält man dabei ein E-Bike oder E-Moped für eine monatliche Gebühr und hat Zugang zum sogenannten Concierge-Service, der sich um die Lieferung und Reparaturen kümmert. Der Preis liegt bei mindestens 39 Euro pro Monat.

„Bei uns ist Fahrrad(ver-)leihen so einfach wie eine Verabredung zum Kaffee“, verspricht man auf der deutschen Plattform ListNRide. Das Konzept ist hier allerdings kein klassisches Abo, sondern das Zugänglichmachen von bereits vorhandenen Fahrrädern. Es handelt sich also um Bike-Sharing. So können Kundinnen und Kunden nämlich sowohl mieten als auch vermieten. Insgesamt erhält man so Zugang zu mehr als 60.000 Bikes weltweit. „Für jedes Terrain – Stadt, Land oder Berge – sollst du dir jederzeit und überall das für dich passende Fahrrad ausleihen können. Und falls du selbst ein cooles Bike zu Hause hast, das du gerade nicht brauchst oder teilen möchtest, kannst du es auf unserer Plattform einfach vermieten“, heißt es auf der Website. Der Preis hängt vom jeweiligen Modell ab.

Riese & Müller ist ein deutscher Premiumhersteller für Elektrofahrräder. Seit diesem Sommer bietet man auch die Möglichkeit an, die hochwertigen Urban-E-Bikes der „UBN“-Serie mit flexibler Laufzeit zu mieten und monatlich zu bezahlen – Reparatur und Service inklusive. Das Abo hat eine Mindestlaufzeit von sechs oder zwölf Monaten, verlängert sich anschließend monatlich und endet nach spätestens 15 Monaten. Lieferung, Bike-Fitting, Service, Reparatur sowie Vollkasko-Versicherung inklusive. Auch ein Verschleißschutz ist im monatlichen Festpreis enthalten. Ein Abo gibt es ab einer Gebühr von 169,90 Euro monatlich. Bei Abschluss wird eine einmalige Servicegebühr von 19,90 Euro erhoben.

Es muss nicht immer ein Fahrrad sein, das mit einem Bike-Abo funktioniert. Auch Fahrradbekleidung lässt sich inzwischen abonnieren. Der slowakische Hersteller Isadore Apparel bietet genau das an. Ab 35 Euro pro Monat kann man mindestens ein Trikot mieten. Nach 90 Tagen kann man dieses Trikot dann mit dem mitgelieferten vorausbezahlten Versandschein wieder zurückgeben. Im Austausch bekommt man im Anschluss wieder ein neues Trikot zugeschickt. Zur Auswahl stehen dabei bis zu 45 Bike-Shirts.

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