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Bikepacking: Urlaub, so viel das Rad tragen kann
Von den mehrtägigen Touren mit dem Rad versprechen sich gestresste Städter Abwechslung und Abenteuer. Eine Anleitung für Greenhorns. Foto: © Marek Piwnicki / Unsplash
Von den mehrtägigen Touren mit dem Rad versprechen sich gestresste Städter Abwechslung und Abenteuer. Eine Anleitung für Greenhorns. Foto: © Marek Piwnicki / Unsplash
Bikepacking lebt von den kleinen Extremen. Es ist eine Mischung aus „Wie soll ich nur das alles in meine Radtaschen bekommen?“ und „Wie soll ich mit nur einem Pulli auskommen?“. Spaß haben vor allem jene, die auf der Flucht vor den Annehmlichkeiten des Alltags Abenteuer suchen – und dabei auf alles gefasst sind.
Unser Leben beschleunigt sich. In der Arbeitswelt wird nach immer mehr Geschwindigkeit verlangt und auch im Privatleben geraten wir immer schneller in Stress. Kein Wunder also, dass die Deutschen gern mit 20 km/h zum Urlaubsort fahren: Reisen mit dem Rad werden immer beliebter.
Aus gutem Grund: Beim Radeln ist der Weg das Ziel. Nicht der Terminkalender bestimmt den Tag, sondern das Wetter. Gezwitscher meint hier noch den Gesang von Vögeln und nicht die Masse von Meinungsäußerungen auf einem sozialen Netzwerk. Radwandern oder Bikepacking ist eine entspannte Abwechslung zum Alltagsstress.
Warum mehr als zwei T-Shirts mitnehmen?
Bikepacking ist – der Name verrät es schon – eine mehrtägige Radtour, bei der das Fahrrad wie ein Packesel mit allem vollgeladen wird, was es trägt. Nun ist ein Drahtesel kein SUV. Weshalb man genau überlegen sollte, was man wirklich braucht und was nicht. Reicht nicht ein Pullover für die Tour? Warum mehr als zwei T-Shirts mitnehmen? Eins zum Tragen, eins zum Trocknen. Beim Einpacken für eine längere Tour lohnt es sich, genau abzuwägen, was man mitnimmt. Zum einen muss es in die Fahrradtaschen passen, weshalb die Devise reduzieren lautet.
Zum anderen lässt sich ein leichtes Fahrrad besser bewegen als ein schweres. Dennoch sollte man auch für Touren im Sommer für alle Eventualitäten ausgerüstet sein. Denn auch im August kann es zwei Tage regnen. Wenn man an der Nordseeküste gegen Wind und Regen pedaliert, dann muss man tief in sich gehen und beißen. In diesen Momenten will niemand nasse Socken haben. Regenfeste Kleidung ist also ein absolutes Muss. Denken Sie in Outfits, sodass Sie Ihre Kleidung für jedes Wetter angepasst kombinieren können. Werkzeug, Licht, Notverpflegung und ein Erste-Hilfe-Set sollten nicht fehlen. Beispiele für Packlisten gibt es hier und hier, sie müssen aber sehr individuell auf die Reise angepasst werden.
Wie soll man nun packen?
In den letzten Jahren haben Hersteller immer bessere Fahrradtaschen entworfen und auf den Markt gebracht. Keiner muss mehr mit schweren Ledertaschen am Gepäckträger oder, noch schlimmer, mit einem schweren Wanderrucksack auf dem Rücken lange Touren bestreiten. Ortlieb, Topeak, Apidura und Restrap haben wunderbare Lösungen im Angebot, die robust und zugleich wasserfest sind. Das Schöne daran: Die Taschen können überall am Fahrrad befestigt werden, sodass sich das Gewicht des Gepäcks gleichmäßig auf das Fahrrad verteilen lässt. Mit diesem speziellen „Bikepacking“-Equipment ist auch ein Gepäckträger nicht mehr notwendig und Sie können mit ihren Sportgeräten auf Reisen gehen.
Mountainbikes und Rennräder eignen sich gut für solche Reisen: Sie haben den Vorteil, schneller und leichter zu sein als Trekking- und Stadträder. In einer nicht-repräsentativen Umfrage haben dennoch 50% der Befragten angegeben, ein Trekkingrad für die Reise zu nutzen. Zu Mountainbike und Rennrad greifen die wenigsten. Nach speziellen Reiserädern, wie dem Gravelbike, wurde jedoch nicht gefragt. Solche Fahrräder wurden extra für alle Straßenverhältnisse entwickelt und eignen sich sehr gut für das Bikepacking.
Und wo soll man nun fahren?
Ist die Planung für das Packen abgeschlossen, kann die Planung für die Strecke beginnen. Um sich den Weg einzuteilen, sollten Sie ehrlich zu sich selbst sein: Nur weil man schon mal 100 Kilometer am Stück gefahren ist, heißt das nicht, dass man fünf Tage hintereinander jeweils 100 Kilometer mit Gepäck fahren kann und will. Auch Zeit für spontane Umwege sollten Sie mit einplanen.
Und wo soll man nun fahren? In Deutschland und Europa gibt es mehrere ausgewiesene Radwanderwege. Gerade für die ersten Touren empfiehlt sich eine der beliebten Strecken. Die Qualität der ausgewiesenen Radwege ist sehr unterschiedlich, eine zentrale Datenbank hat sich noch nicht etabliert. Selbst auf der beliebten Strecke Berlin-Kopenhagen, die Teil der Eurovelo-Route 7 ist, kommt es vor, dass Radfahrer:innen plötzlich auf einer Landstraße ohne Radweg von heranbrausenden Lkw überholt werden. Auch die Fahrbahnbeläge wandeln hier zwischen den Extremen. Aber generell gilt: Die beliebten Radwanderwege sind größtenteils in überdurchschnittlich gutem Zustand. Weiterführendes Infomaterial hat der ADFC zusammengestellt. Auch das Verkehrsministerium Rheinland-Pfalz hat ein informatives Portal. Für die bekanntesten Touren sind zudem sehr gute Reiseführer und Karten erhältlich. Jetzt fehlt nur noch: Losfahren und Spaß haben!