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Julliana Cho – Warum Transportdesign ihr großer Traum ist

Kunst, Grafik oder Architektur? Warum sich entscheiden, wenn man auch alles auf einmal machen kann!? Über einen faszinierenden Beruf.

Kunst, Grafik oder Architektur? Warum sich entscheiden, wenn man auch alles auf einmal machen kann!? Über einen faszinierenden Beruf.

In ihrer Jugend interessierte sich Julliana Cho für viele Dinge. Sie war fasziniert von Kunst, Mode, Grafik und Architektur - im Grunde von allem, was kreativ ist. Während ihres Designstudiums wurde ihr klar, dass der Prozess des Transportdesigns alles hatte, was sie mochte.

Für Cho war Cardesign eine wunderbare Kombination aus Kunst, Bildhauerei, Raumfahrt und Maschinenbau mit einer Menge kreativer Denkprozesse im Hintergrund. Seit dieser Erkenntnis träumte sie davon, Cardesignerin zu werden. Noch heute ist sie fasziniert von diesem Beruf. Mit dem Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie durch Elektrifizierung, autonomes Fahren und A.I.-Technologien erleben wir eine sehr herausfordernde Zeit für Designer und es gibt viel zu erforschen. Die Bedeutung von Transport wird neu definiert. Den Designern gibt das eine Menge kreativer Freiheit. „Ein Auto könnte eine sich bewegende Architektur sein, eine schöne Skulptur oder auch ein Raum, in dem man leben könnte. Es wird definitiv spannender denn je, ein Cardesigner zu sein und ich bin sehr gespannt auf unsere Zukunft“, sagt Cho.

Meistens war sie die einzige Frau im Team

Eine weibliche Autodesignerin zu sein, die in vier verschiedenen Ländern aufgewachsen ist, war aufregend, aber auch die größte Hürde, die Cho überwinden musste. Es fällt ihr schwer, die eigene Identität zu definieren. Ihre Persönlichkeit und ihr Charakter bilden sich aus verschiedenen kulturellen Aspekten. Manchmal fühlte sie sich wie eine Fremde. Wo immer sie auch war, sie war sich nie sicher, wo sie wirklich „zu Hause“ war. Meistens war sie die einzige Frau im Team, oder die einzige Asiatin, oder etwas anderes, das für andere „merkwürdig“ war. Das machte es ihr schwer, sich einzufügen.

Trotzdem traf Cho großartige Kollegen, talentierte Leute, die sie wie ihre eigene Familie behandelten und sie wachsen ließen. An jedem Ort, an dem sie war, gab es etwas zu lernen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Hintergrund sie stärker und offener gemacht hat. Cho sieht die größten Hürden, die sie zu überwinden hatte, als den besten Teil von ihr selbst. Heute ist sie dankbar für jede Erfahrung.

Ihre größten Erfolge: Die Arbeit am Mercedes GLS und an der A-Klasse

Es fällt ihr schwer, einen Moment auszuwählen, der den größten Meilenstein in ihrer Karriere kennzeichnet. Alle Erfahrungen, die sie bei RCA, BMW i, Mercedes und KIA sammeln durfte, waren für sie einzigartig. Insbesondere Mercedes wird immer ein starker Kern in ihrem Herzen bleiben. In einem Designteam herrscht meistens eine familiäre Atmosphäre mit einer gesunden Mischung aus Wettbewerb und Teamwork. Jeder half Cho bei ihrem Weg, eine reife Designerin zu werden. Die größten Erfolge, die sie hatte, waren die Arbeit am Mercedes GLS und an der A-Klasse, die in die endgültige Produktion ging. „Ich arbeitete am kleinsten und am größten Auto von Mercedes. Der GLS war im Vergleich zu meiner Körpergröße so groß, dass ich die meiste Zeit auf der Leiter stand! Wenn ich diese Autos heute auf der Straße sehe, muss ich jedes Mal lächeln und es werden tolle Erinnerungen wach“, erzählt Cho. Sie ist dankbar, dass sie die meiste Zeit ihrer Zwanziger bei Mercedes verbringen konnte: „Diese Zeit beeinflusst einen sehr als Designer und als Mensch.“

Die Transformation des Cardesigns: Mehr industrielles Produktdesign

Cho sieht einen Unterschied zwischen Transportdesign und anderen Produkt- bzw. Industriedesignbereichen: „In der Vergangenheit war Cardesign definitiv anders als andere Bereiche des Industriedesigns. Es war sehr stark auf Ästhetik ausgerichtet. Es ist sehr schwierig, die perfekten Proportionen, schöne Volumina und Oberflächen in Kombination mit präzisen Details zu finden und diese Komponenten in eine sichere Maschine zu verwandeln. Das ist die größte Herausforderung unseres Berufs: Ästhetik in eine Maschine zu bringen, die Menschen dann benutzen und steuern können.“ Cardesigner brauchen dafür hohe professionelle Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen. Das macht sie zu etwas ganz Besonderem, da es nur wenige gibt, die das gut können.

Trotzdem glaubt Cho, dass Cardesigner in Zukunft mehr wie die industriellen Produktdesigner arbeiten sollten: „Es werden bereits viele digitale Programme entwickelt, die unsere Fähigkeiten ersetzen könnten. In Zukunft werden auch KI-Technologien unseren gesamten Prozess stark verändern.“ Die Definition eines Autos ändert sich bereits und Cho glaubt, es ist an der Zeit, innezuhalten und zu überlegen, wie Branchenvertreter in Zukunft vorgehen sollten. Sie sollten sich nicht nur auf die aerodynamische Ästhetik konzentrieren. Teams müssen abteilungsübergreifend zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit der Kreativen mit den anderen Entwicklungsbereichen wird der wichtigste Teil der Arbeit werden.

Cho freut sich auf diesen Wandel: „Vielleicht liege ich in meiner Annahme falsch, aber das Spannende am Cardesign ist, dass es im Moment vor großen Herausforderungen steht und wir alle die Chance haben, uns zu verändern, andere Perspektiven einzubringen und letztendlich neue Visionen für die Zukunft zu entwickeln.“

„Nutzen Sie diese Zeit, um neu zu denken!“

Cho sagt: „Wir gehen alle durch eine sehr schwierige, verletzende Zeit mit der Pandemie. Nutzen Sie diese Zeit, um neu zu denken. Erforschen Sie Ihre Ideen und bauen Sie Ihre eigene starke Designphilosophie und Identität auf. Die Autoindustrie ist mehr denn je auf der Suche nach frischen Ideen. Jetzt ist die beste Chance für all die jungen Talente, eigene Gedanken zu zeigen. Ich bin mir sicher, dass alles gut ausgehen wird und wir diese Phase hoffentlich sehr bald gemeinsam überwinden können.“

Seien Sie ein guter 'Designer' – nicht nur 'Cardesigner'

Cho schätzt, dass es weniger als fünf Prozent weibliche Designer im Bereich des Cardesigns gibt: „Ich glaube, ich kann die weiblichen Cardesigner, die ich getroffen habe oder kenne, an zwei Händen abzählen. Das ändert sich zwar im Vergleich zu vor zehn Jahren, aber es ist immer noch ein sehr männlich orientiertes Feld.“ Cho ist der Überzeugung, dass es immer besser ist, ein Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Designern zu haben. Nicht nur wegen der besseren Atmosphäre, sondern auch für einen besseren Output. Sie möchte weibliche Designerinnen ermutigen, stark zu sein und die Herausforderung anzunehmen.

Ihr Tipp: „Versuchen Sie, ein guter 'Designer' zu sein und nicht nur ein guter 'Cardesigner'. Ein guter Designer sollte in der Lage sein, alles auf eine clevere, moderne Art und Weise zu gestalten. Dazu gehören intellektuelles Denken und sehr offene Perspektiven. Man sollte sich nicht auf einen Bereich festlegen, sondern versuchen ein Multitalent zu sein.“

Während des Studiums dachte Cho, dass das Wichtigste die Skizziertechniken sind. Sie änderte ihre Perspektive, als sie zur RCA ging und erkannte, dass intellektuelle Gedanken ein essenzieller Teil des Berufs sind: „Es ist natürlich wichtig, anderen seine Ideen zu veranschaulichen. Aber denken Sie daran, dass Skizzieren nur eine der Methoden zur Kommunikation ist. Wir sind Industriedesigner und wir entwerfen 3-dimensionale Objekte mit starken Ideen dahinter!“

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